VW-Bully unterwegs auf Lapplands Straße 619
Unser Weg führt uns von Malmö über Växjö, den Innaren, einem See im schwedischen Glasland (GPS N57°15.124' E016°01.981'), über Oskarshamn, Västervik, Stockholm (GPS N59°19.596' E018°02.586') und den Dalälven (GPS N60°29.164' E017°25.272') nach Vallvik (GPS N61°11.461' E017°10.800').
Lager am kleinen Bjursjön
Eine abgeschiedene, reizvolle Raststelle (GPS N64°20.147' E020°18.606') mit Bänken, Tisch und Feuerstelle finden wir am kleinen Bjursjön. Hier verbringen wir 2 Tage mit relaxen und Spaziergängen in dieser abgeschiedenen Gegend.
Am Strömudden - "Ist etwa schon wieder Badetag?"
Auf der Weiterfahrt nehmen wir am Malmesjaure unser zweites Frühstück ein und in Moskosel gibt es für Bully sogar eine Tankstelle. Es wurde aber auch höchste Zeit!
Weiter nach Norden queren wir den Piteälv und sind von diesem Fluss so angetan, dass wir spontan beschließen, ihn ein Stück seines Weges bis zum Storforsen (Großer Wasserfall) zu begleiten. Den Storforsen will Arian unbedingt schon heute besichtigen. Der Versuch von der Südseite her an den Fluss zu gelangen schlägt allerdings fehl. Auf einem einsamen Waldweg gebe ich nach dem x-ten Bodenkontakt auf und fahre zurück über Vidsel auf die andere Flussseite zum Nationalpark Storforsen. In Vidsel will ich noch kurz meine Frau in Berlin anrufen, finde in dem Ort aber keine Telefonzelle.
Lager am Piteälv
Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen und es regnet. Somit sind wir beide die einzigen Besucher im Park. Während unseres Spazierganges hört es auf zu regnen und beginnt zu schütten. Arian beschwert sich, dass seine Regenjacke undicht ist. Das Wasser läuft ihm in den Kragen hinein und durchfeuchtet den kleinen Kerl. Wir beide werden einigermaßen nass. Zurück im Bus stelle ich erst einmal die Heizung an. Zurück geht es wieder über Vidsel zum Lagerplatz am Piteälv, wo wir bei herrlichem Wetter die nächsten Tage verbringen.
Storforsen des Piteälv
Sehenswert ist der Storforsen (GPS N65°51.162' E020°23.904') des Piteälv und der hier gelegene Naturpark direkt am Wasserfall. Ein einmaliges Erlebnis, hier unmittelbar am Storforsen zu stehen, wenn sich die Wassermassen des Piteälv in mehreren Stufen über 80 Meter in die Tiefe stürzen! Auf der Weiterfahrt vom Lager am Piteälv statten wir dem Storforsen-Nationalpark dann nochmals - diesmal aber bei schönem Wetter - einen Besuch ab.
Foto-Shooting am Polarkreis (N66°33.064' E019°45.850')
Über den Polarkreis (GPS N66°33.064' E019°45.850') fahren wir schließlich nach Jokkmokk. Hier wird jeden Winter ein Hotel aus Eis aufgebaut, in dem man auch übernachten kann. Brauchen wir aber nicht, wir haben ja unseren Bully. Aber auch im schwedischen Sommer vermittelt dieser Ort einen guten Einblick in die Kultur der Lappen.
Arian im Lappenlager am Jukkasjärvi
Weitere Stationen auf dem Weg durch Lappland sind: Kvikkjokk (sehr schöner Lagerplatz - GPS N66°51.662' E018°49.465'), Gällivare und der Motorrad-Club in Malmberge wo wir Mats Geburtstag bei buntem schwedischen Kuchen feiern (GPS N67°06.931' E020°46.458'). Hierher hat es eine ehemalige Kollegin von mir verschlagen und gerade heute feiert ihr Lebensgefährte Mats Geburtstag.
Das erste, was Arian nach unserer Ankunft in Gällivare entdeckt, ist ein Rummelplatz. Hier halten wir an und ich kaufe ihm ein Heft mit 5 Fahrten. Eine Fahrt auf einem Kinderkarussell kostet normalerweise 20 Skr, das sind immerhin über 4 DM! Ganz schön happig. Für das Fahrkartenheftchen mit 5 Fahrten zahle ich 80 SKR.
Nach drei Fahrten legen wir eine Pause ein und suchen meine ehemalige Kollegin Brigitte auf. Wir treffen aber nur ihren Lebensgefährten Mats an. Gegen 14 Uhr soll sie zurück kommen, also vertreiben wir uns die Zeit bis dahin noch ein wenig auf dem Rummelplatz.
Arian im Lappenzelt
Arian möchte unbedingt einen kleinen schwarz-weißen Delphin haben. Den gibt es aber nicht zu kaufen, sondern man muss nur an der richtigen Strippe ziehen, um ihn zu gewinnen. Gegen den lächerlichen Obolus von umgerechnet 5 DM versteht sich! Arian zieht also und kriegt einen kleinen bunten Papagei über den Tresen gereicht. Leider ist es aber ein Papagei und mag der noch so niedlich und bunt sein, es ist und bleibt ein Papagei. Arian meint, ich soll gefälligst mal mit dem Mädchen in der Strippenbude verhandeln, aber ich glaube, das kann er besser. So bekommt Arian schließlich den Papagei in einen Delphin getauscht, da das Mädchen offensichtlich etwas deutsch versteht.
Danach fährt er noch zwei mal Achterbahn (für Kinder!) und anschließend treffen wir um 13.45 Uhr zu Hause Brigitte an. Sie freut sich riesig und wir erfahren ganz nebenbei, dass Mats heute seinen 40. Geburtstag feiert. Darauf war ich nun wirklich nicht vorbereitet und so muss eine Ungarische Salami aus meinen Vorräten als Geschenk herhalten. Danach fahren wir in den Motorrad-Club-Malmberge (GPS N67°06.931' E020°46.458') etwa 5 Kilometer außerhalb von Gällivare, wo wir Mat's 40ten Geburtstag mit viel schwedischem Kuchen feiern. Arian erzählt im Club die unglaublichsten Geschichten unserer Expeditionstour vor einem interessierten Publikum. Zwischendurch hat es draußen geregnet und alle Mücken der Umgebung kommen herein und feiern mit.
Gegen 18 Uhr verabschieden wir uns dann voneinander und brechen auf, ein Lager für die kommende Nacht zu suchen. Das finden wir schließlich am Kalixälv (N67°29.392' E021°07.255'). Er ist zwar nicht sonderlich schön, aber dafür mit Spielplatz, wo sich mein Sohn mal so richtig austoben kann.
Kirche in
Jukkasjärvi am Torneälv
Am nächsten Tag führt uns unser Weg weiter über Jukkasjärvi, wo am Ufer des Jukkasjarvi im Winter das Eishotel (N67°51.017' E020°35.727') steht, mit dem Lappenlager und der Kirche am Torneälv (GPS N67°51.353' E020°31.513') zum glasklaren Torneträsk. Von hieraus fahren wir zum Abisko-Nationalpark, wo der Kungsleden beginnt, auf dem man entlang der norwegischen Grenze nach Süden wandern kann. In der Touriststation des Abisko-Nationalparks (GPS N68°21.469' E018°47.138') finden wir ein schönes Messer als Andenken an diese Reise für Arian.
Lager bei Sandvik auf Hinnøya mit Blick über die Vesterålen
Bei Lapplandia verlassen wir Schweden und fahren weiter nach Norwegen in Richtung der Vesterålen, der Inselgruppe nördlich der Lofoten. Die liegt nördlich von Narvik.
Arian beim Abwasch am Bach
Eine Woche später geht es wieder zurück über den Torneträsk nach Kiruna, wo ich meine Frau und meinen Grossen am Bahnhof in Empfang nehme, die mit der Bahn aus Deutschland nachgereist sind. Kurz hinter Vittangi lassen wir uns am Torneälv (GPS N67°41.651' E021°37.309') auf dem Campingplatz nieder. Über Karesuando an der Grenze zu Finnland und Muonio geht es schließlich bis nach Inari am Inarisee (Enare). Dieser See erstreckt sich bis zur Russischen Grenze und ist von unzähligen Inseln (über 80) übersät. Wer hier sein Zelt auf einer der Inseln stehen lässt und einen kleinen Tagesausflug unternimmt, ist gut beraten den Standplatz mittels GPS zu markieren. Sonst kann es einem leicht passieren, dass man sein Lager nicht mehr wieder findet. Leider ist dieses Jahr die Mückenplage am Inarisee unerträglich, selbst auf dem Wasser fallen sie über einen her. Statt mit dem Boot schauen wir uns daher den Inarisee von oben an. Dazu chartern wir ein Wasserflugzeug in Inari für einen Rundflug über den See.
Rundflug über den Inarisee (Finnland)
Von hier aus geht es in Richtung Schweden über Ivalo und Sodankylä am Kitinen weiter. Unser nächstes Lager am Kemijärvi See (GPS N66°40.098' E027°33.363'), ist so schön, dass meine Frau Bedenken hat, ob wir hier überhaupt mit dem Zelt stehen dürfen.
Kennen sie eigentlich den Unterschied zwischen einer finnischen Hochzeit und einer finnischen Beerdigung? Auf einer finnischen Beerdigung gibt es einen Volltrunkenen weniger!
Lager am Kemijärvi-See
Weiter führt uns unser Weg nach Säjvisviken (GPS N65°49.629' E023°40.073') an der Ostsee. Hier bleiben wir bei herrlichstem, mückenfreien Wetter ein paar Tage an der Ostsee stehen und relaxen ausgiebig.
Lager "Lustig" in
Säjvisviken an der Ostsee
Danach fahren wir nach Kalix und den Kamlungeforsen am Kalixälv. Laut Kanuführer hat er Wildwasser Stufe IV. Recht beeindruckend ist es schon, wenn sich solche Wassermassen ihren Weg suchen.
Sascha am Kamlungeforsen (WW IV)
Kurz vor Arvidsjour finden wir für eine Nacht einen Platz am Arvidsjourjön (GPS N65°33.856' E019°17.486') mit schönem Sandstrand. Wir haben beschlossen, auf den großen Seen Lapplands zu paddeln. Starten wollen wir auf dem Storavan.
Südsee-Idyll am Polarkreis - der Storavan
Als Einsatzstelle zum Erkunden der drei großen Seen Lapplands haben wir uns für Bergnäsudden am Storavan entschieden. Von der Straße Arvidsjaur nach Arjeplog biegen wir auf die Straße Nr. 88 ab. Schließlich erreichen wir über die typisch lappländische Straße 619 Bergnäsudden (GPS N65°41.073' E018°10.771'). Der Ort liegt recht verträumt mitten im schwedischen Sommer. Eine günstige Stelle ist auch gleich gefunden und wir beladen die Boote. Nach einem Gespräch mit einer Anwohnerin ist auch klar, dass wir unseren Bully am Steg stehen lassen dürfen. Wir wollen heute auch gar nicht weit paddeln, sondern gleich auf einer der nächsten Inseln anlanden und unser Lager aufschlagen.
Nach der Tour über den Storavan überführe ich unseren VW-Bus nach Mellanström. Dort erwartet uns eine faustdicke Überraschung. Bei der Ankunft bemerkt meine Frau wie am Motor des Busses Dampf aufsteigt. Als ich nachschaue, sehe ich, dass Kühlwasser aus einem schadhaften Kühlrohr austritt und auf das heiße Auspuffrohr läuft. Schöne Bescherung! Nach einem Hinweis der Schweden suchen wir den Campingplatz in Mellanström auf.
Der Campingplatz liegt etwa 3 Kilometer hinter Mellanström am Wasser und ist recht leer (GPS N65°51.300' E018°00.964'). Der Platz ist einfach in der Ausstattung, verfügt dafür aber über reichlich Mücken, einen feinkörnigen Sandstrand und sehr schöne Rasenflächen. Hier erfahren wir von einem Deutschen aus Hamburg, der sich im Ort niedergelassen hat und der uns vielleicht helfen kann.
Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang zum Haus des "Hamburgers", der, wie sich schnell herausstellt, gar kein Hamburger ist, sondern aus dem schwäbischen Raum stammt und Frank Stiefel heißt. So stiftet meine Begrüßungsansprache: "Hummel, Hummel, mors, mors!" auch nur Verwirrung. Nachdem er sich vom ersten Schrecken erholt hat, schildern wir unser Problem und er begleitet uns zum Campingplatz, um sich den Schaden anzusehen. Er notiert sich die Teilenummer und verspricht, das Rohr am Montag früh bei VAG zu bestellen.
Als wir am Montagnachmittag gerade beim Essen zubereiten sind, trifft Frank mit dem Ersatzteil ein und baut es sofort ein. Es klappt alles und so ist unser Bus nach einer Stunde wieder fahrbereit. 699 Skr hat das Teil mit Dichtung und Fracht gekostet. Nachdem ich das Kühlwasser aufgefüllt habe, ist unser Bully wieder fahrbereit. Nicht nur, dass der Teileservice von VAG so irre schnell ist - morgens telefonisch bestellt und am selben Tag nachmittags geliefert - sondern auch die überaus große Hilfsbereitschaft von Frank Stiefel haben diesen Schaden am Bus zum Malheur degradiert. Bei dieser Gelegenheit nochmals vielen Dank, Frank! Was Frank übrigens mit seinem Unternehmen "NAPUTO" hier in Lappland so alles treibt, erfahrt ihr auf seiner Website unter www.natur-pur-tour.com.
Mitternachtssonne über dem Uddjaure
Von hier aus erreichen wir nach etwa 2 Stunden paddeln den Uddjaure.
1997 war auf Grund des langen Winters ein Jahr der Mückenplage in Schweden. Trotzdem sind die Inseln der drei großen Seen Storavan, Uddjaure und Hornavan mückenfrei! Aber nicht nur deshalb haben sie uns so sehr gefallen. Hier findet man noch absolute Einsamkeit, wie es sonst nur noch in Kanada möglich ist. Auch der Inarisee in Finnland ist in diesem Jahr eine einzige Mückenplage gewesen. Wem also Südschweden schon zu überlaufen ist, sollte die lange Anfahrt nicht scheuen, er wird hundertfach dafür entlohnt! Zumal 1.000 Kilometer auf schwedischen Strassen weniger Stress bereiten, als 10 Kilometer während der Rush Hour durch Berlin oder München!
Die Koordinaten stehen auch in der GPS-Koordinatentabelle.
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