Teller

Tunesien 2003

Der Ribat von Monastir

Teller

Der Ribat von Monastir
Der Ribat von Monastir

Guten Morgen, liebe Sonne! Es ist spürbar wärmer geworden, gestern war es um diese Zeit noch stark bewölkt und es wehte ein kräftiger, kühler Wind. Kaum ist der Wind abgeflaut, steigt die Temperatur kräftig an. Wir haben gut ausgeschlafen, trotzdem hat Arian Mühe, den Ausgang aus seinem Bett zu finden. Dem Zimmerservice hinterlasse ich 10 TND Trinkgeld und auch unser Kellner bekommt seine ersten 3 TND zum Frühstück.

Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Taxi (kostet 2 TND / 1,39€, ich habe heute gute Laune und gebe 2,5 TND / 1,74€) zum Bahnhof (Gare Le Metro) am Hafen. 10 TND / 7€ will der Taxifahrer für die Strecke bis nach Monastir haben, aber ich lehne dankend ab. 3,7 TND /2,58€ kostet die Bahnfahrt von der Station Le Metro in Sousse bis nach Monastir für Arian und mich. Hin und Zurück wohlgemerkt! Außerdem verschafft gerade eine Zugfahrt eher Einblicke in fremde Kulturen als eine schnöde Taxifahrt.

Vom Bahnhof in Monastir ist es nicht mehr weit bis zum Ribat und in die Medina (Altstadt). In den Souks (Markthalle) herrscht reges Treiben, im Zentrum werden alle möglichen Fische angeboten. Und Erdbeeren, tonnenweise Erdbeeren warten an den Ständen auf Käufer wie Arian. Und Arian kauft Erdbeeren! Als ich ihn hinterher frage, was er bezahlt hat, sagt er: "Keine Ahnung, ich habe den Mann nicht verstanden". Ausgepriesen ist das Kilo für 1,400 TND, umgerechnet also fast 1 Euro.

Blick vom Ribat über Monastir
Blick vom Ribat über Monastir

Auch hier, wie in Sousse, das gleiche Bild: Wenige Touristen. In der Stadt wird überall gebaut. Der Ribat hier in Monastir ist sehenswert und auf jeden Fall lohnender, als der von Sousse. Bekannt geworden ist er durch den Film: Das Leben des Brian, einer Jesusparodie. Auch der Aufstieg in den Turm ist kein Vergleich mit dem in Sousse, obwohl der schon eng ist. Übergewichtige Zeitgenossen sollten sich das verkneifen, sie bleiben wohlmöglich stecken und dann ist guter Rat teuer. Also Amerikaner, den Ausblick über Monastir besser auf der Postkarte genießen! Gegenverkehr ist natürlich auch nicht möglich, also muss man vor dem Aufstieg gut aufpassen, ob jemand gerade auf dem Weg nach unten ist.

Monastir
Monastir

Nach unserer Besichtigungsrunde setzten wir uns in ein kleines Restaurant und trinken Pfefferminztee. Mein "The de Menthe" hinterfragt der Kellner sogleich in fehlerfreiem Deutsch mit "Pfefferminztee mit Pinienkernen oder Mandeln?". Arian ist vom Tee aber nicht so begeistert, er ist ihm entschieden zu bitter. Die Pinienkerne schmecken ihm dafür umso besser. Hier wird auf Wunsch auch die obligatorische Wasserpfeife gereicht. Der Kellner überprüft vorher mit ein paar kräftigen Zügen ob sie auch richtig brennt und reicht sie dann an den Kunden weiter.

Restaurant in Monastir
Restaurant in Monastir

Am Bahnhof entdecke ich vor der Abfahrt ein Internetcafe. Eine gute Gelegenheit, in der verbleibenden Zeit noch schnell ein paar Zeilen an Zuhause und gute Freunde zu schreiben. Der erste Rechner hängt sich bei meinem Anblick sofort auf, der nächste ist quälend langsam und als sich die Verbindung endlich aufgebaut hat, geht die Email einfach nicht raus. Das Internet ist in Tunesien zensiert! Ich bezahle schnell die geforderten 500 Millimes (1/2 TND), da in 3 Minuten unser 14-Uhr-Zug fährt. Wir werden besser heute Abend in Berlin anrufen.

Vom Bahnhof aus nehmen wir uns ein Taxi bis zum Hotel und können pünktlich um 14:40 Uhr Siesta halten. Arian will heute das Taxi bezahlen und schmeißt im Hotel sofort den Fernseher an. Ich halte derweil Augenruhe.

Als ich nach etwa 20 Minuten wieder aufwache, sind die Pistazien alle. Pech gehabt! Arian zieht es übrigens vor, aus dem Koffer zu leben. Ein richtiger Nomade. Ich habe nach der Ankunft gleich meine Kleidung in die Wandschränke geräumt, Arian bedient sich nach wie vor aus seinem Koffer - meinetwegen, wenn er das für praktischer hält. Dafür hat er mich bei der Kissenschlacht vorhin ordentlich verdroschen. Unser Zimmer hat jetzt eine große Ähnlichkeit mit der allseits berüchtigten Männerwirtschaft. Da wird wohl wieder ein üppiges Trinkgeld für den Zimmerservice fällig, damit der Ordnung in unser Chaos bringt. 

Vor dem Abendessen schreibt Arian eine Postkarte an Regina und Sascha und steckt sie schnell an der Rezeption in den Briefkasten, ohne dass ich sie vorher lesen kann. Das Essen beschließe ich mit zwei Stück Kuchen und die Getränke wandern diesmal ohne Diskussion auf meine Zimmerrechnung.

Versprochen ist versprochen und so laufen wir beide die kurze Strecke bis zum Telefonladen. Da Arian unbedingt für 3 TND telefonieren will, wechselt er im Laden Geld und gibt mir einen Dinar dazu. Meine angekündigten zwei Dinar waren ihm einfach zu wenig. Regina ist diesmal zu Hause und Arian erzählt von unseren Unternehmungen. Anschließend geht's ins Hotel zurück und sofort unter die Dusche. Auf dem Weg nach oben fragt mich doch dieser Lümmel, ob ich mich mit der Bedienung des Fahrstuhls auch so gut auskenne wie er!? Frechkerl!

Um 22:15 Uhr kommt auf LügenTV die Championsleague und das will sich Arian unbedingt ansehen. Es sind aber lediglich Zusammenfassungen der Spiele Valencia - Inter Mailand und Barcelona gegen Juventus Turin. Mitten im Barcelonaspiel macht der Fernseher plötzlich "Popp" und wir sehen drei Fußabtreter bei Homeshopping, eine neue perverse Art der Unterhaltung im Fernsehen. Alles Suchen und Drücken der Fernbedienung hilft nichts, der Sender ist und bleibt weg! Grrmmmpff !?! 

Gute Nacht und Licht aus !

<< zurück kleiner Teller Ende kleiner Teller weiter >>

website & design © 2005
Familie Kästner

- berlin - deutschland -