Einmal Klarälv und zurück

1. Kanuwanderung auf dem schwedischen Klarälv

Ein Sonntag im Juli 1993

Den Dagger Vesper hole ich mit Sascha aus dem Fahrradkeller und schnalle ihn auf den VW-Bus. Um 20 Uhr starten wir in Richtung Bootshaus, wo der Clipper liegt. Arian hat die Unruhe gespürt. Er ist ziemlich aufgedreht. Um 21.15 Uhr haben wir dann den Clipper von Western Canoeing auf dem Dach. Nun kann es endlich losgehen. Denkste, Arian hat eine volle Windel, die gewechselt werden muss. Um 21.30 Uhr ist es dann aber endlich soweit. Urlaub, wir kommen! 

Die Fahrt verläuft ruhig, bis uns kurz vor Fürstenberg eine Autoschlange zum Stehen zwingt. Der Nieselregen wird stärker. Rolf wunderte sich schon vorher, warum es keinen Gegenverkehr mehr gibt. Kurz entschlossen kehrt er um und findet wenige Hundert Meter weiter einen kleinen Waldweg den er durchfährt. Nach ca. 15 Minuten Fahrt durch den stockfinsteren Wald kommen wir wieder auf eine kleine Straße, die uns direkt nach Fürstenberg führt. Immer noch kein Verkehr auf der Landstraße, wir fahren ganz alleine durch den Regen. So haben wir uns Urlaubsbeginn immer vorgestellt.


Rast auf der Anfahrt in den "Hohen Norden"
Rast und Mittagessen nahe Tämta/Säven in Schweden

Ein Montag im Juli 1993

Um 2.15 Uhr am nächsten Morgen erreichen wir die Fähre in Saßnitz. Während der gesamten Fahrt regnet es ununterbrochen. Auf der Fähre ziehen wir uns gleich in unsere Kabine zurück. Sascha darf zusammen gefaltet im Kinderbett von 150 cm Länge schlafen. Die Fähre legt pünktlich ab. Um 6.30 Uhr werden wir geweckt, um 7 Uhr legen wir in Trelleborg an. Am Zoll verläuft alles schnell und ohne Kontrolle. Kein Wunder, es regnet immer noch und auch Zollbeamte sind nur Menschen. 

Von Trelleborg aus geht es nach Malmö und weiter in Richtung Göteborg. Es regnet weiterhin erbarmungslos. Um 10 Uhr kehren wir zum Frühstück ein. Sascha genießt die Zeit vor den Spielautomaten. Glücklicherweise hat er sein Taschengeld in Berlin vergessen. In Halmstad machen wir noch einen Zwischenstopp für Einkäufe. Arian quiekt vor Vergnügen durch die nassen Straßen. Sascha sitzt erschöpft im Auto, so ein Urlaub schlaucht ganz schön. Wir kommen leider mit leeren Taschen zurück, denn Halmstad ist eine recht nette Stadt mit vielen Geschäften, hat aber seine Lebensmittelgeschäfte gut versteckt. Also geht es weiter in Richtung Borras, bis nach Tämta. Kurz nach Tämta liegt links der Straße ein größerer See, der Säven mit Badestelle, Laufstege bis ins Wasser und Parkplätzen. Wir entschließen uns hier zu bleiben. Es ist ca. 14 Uhr und wie durch ein Wunder hört es auf zu regnen, dafür ist es aber bitterkalt. Wir kochen Suppen, essen Brot, dazu gibt es heißen Tee für die Kinder und ein letztes Bier für uns. Wir schaffen es gerade noch, den Bus in ein Nachtlager umzubauen, als es um 16 Uhr wieder anfängt zu regnen. Arian rennt draußen rum, schreit und quiekt vor Vergnügen. Rolf nutzt die Gelegenheit zu einem Schläfchen im Bus, Arian räumt derweil lieber den Bully um. Der Regen lässt gegen 18 Uhr nach und nun nutzt Sascha die Gelegenheit, mit seinem neuen Kajak zu fahren. Durchgefroren kommt er um 19.30 Uhr wieder an Land. Der Dagger Vesper wird wieder aufgeladen und um 21 Uhr liegen wir alle im Bett, d.h. im Bus. Es ist draußen saukalt, aber in den Schlafsäcken mollig warm.


auf dem Parkplatz am Säven
Auf dem Parkplatz am Säven

Ein Dienstag im Juli 1993

Rolf steht um 6.30 Uhr als erster auf. Es regnet nicht mehr, ist aber weiterhin kalt. Ich folge Rolf. Die Kinder schlafen noch. Nach einer Katzenwäsche im See bereiten wir das Frühstück vor. Die Kinder sind inzwischen auch wach. Ich suche Kleidung für Arian. Nachdem der Bus aufgeräumt ist, gibt es endlich Frühstück. Der warme Kaffee und der Tee tun uns gut. Sascha ist inzwischen schon wieder durchgefroren. Nach dem Abwasch im See noch einige Handgriffe aufgeräumt und um 10 Uhr geht es wieder los. Gerade rechtzeitig, denn es beginnt schon wieder zu regnen.

Plötzlich ein wahnsinniges Ereignis. Nach ca. 2 Stunden Fahrt, bei Kilometerstand 925 sehen wir das erste Mal die Sonne. Bei 941 km lässt sie sich ein zweites Mal kurz blicken. Wahnsinn, aber es soll auch nicht gleich übertrieben werden. Aber immerhin, es regnet schon seit 3 Stunden nicht mehr! Im Laufe des Nachmittags wird es sogar noch verhältnismäßig warm, bis auf tropische 20°C klettert das Quecksilber. Um 14 Uhr machen wir eine Mittagspause, mit Ravioli und Milchreis mit Blaubeersuppe. Nach einer Stunde geht es weiter bis nach Edebäck am Klarälv. Wenn nichts schief geht, soll unsere Flussfahrt hier enden. Zwischen Sysslebäck und Edebäck verkehrt ein Bus.

Campingplatz in Sysslebäck
Auf dem Campingplatz in Sysslebäck am Klarälv

Wir erreichen den Campingplatz in Sysslebäck (GPS N60°42.633' E012°53.115') nahe der norwegischen Grenze gegen 16 Uhr und entschließen uns die Nacht hier zu bleiben. Der Platz ist sehr schön und liegt direkt am Klarälven. Inzwischen sind alle unsere Klamotten feucht und klamm geworden. Im Waschhaus entdecken wir Trockenschränke, die sofort mit unserer Kleidung gefüllt werden. Danach fühlen wir uns in der warmen trockenen Kleidung gleich viel wohler.

Überflüssig zu erwähnen, das es nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz sofort wieder zu regnen beginnt. So regnet es mit kurzen Unterbrechungen weiter bis in die Nacht hinein.


 Lager am Ufer des Klarälv
Lager am Ufer des Klarälv

Ein Mittwoch im Juli 1993

Nach einem gemütlichen Frühstück - es regnet nicht mehr, der Himmel ist aber weiterhin bedeckt und trübe - beladen wir die Boote und parken das Auto auf dem Parkplatz vor dem Campingplatz. Wir legen ab und machen sofort schnelle Fahrt. Der Fluss ist glasklar, hier teilweise sehr flach, eiskalt und hat eine starke Strömung. Wir kommen gut voran. Am Nachmittag finden wir eine schöne Sandbank, wo wir die nächsten Tage bleiben wollen. Es hat heute nicht mehr geregnet! Die Temperatur ist tagsüber merklich angestiegen.

Mama, wo ist meine Badehose ?
Mama, wo ist meine Badehose ?

Die nächsten zwei Tage verbringen wir auf dieser Sandbank und ich vertreibe mir die Zeit mit faulenzen. Arian müssen wir immer im Auge behalten, der kleine Kerl ist mehr im Wasser wie an Land. Meine Frau ist den ganzen Tag damit beschäftigt, ihm trockene Sachen anzuziehen. Kaum ist er umgezogen, schon rennt er wieder ins Wasser. Regina ist nur am Fluchen und macht mir Vorwürfe, ich solle ihn vom Wasser fernhalten. Ich denke aber nicht daran, spielende Kinder soll man nicht stören. So hat jeder seine Beschäftigung und Arian ist glücklich. Das Wetter ist jetzt merklich besser geworden, seit Sysslebäck hat es auch nicht mehr geregnet. Die Sonne scheint immer öfters, dann ist es sogar einigermaßen warm und wir trocknen Arians nasse Kleidung. Leider sind die Mücken eine echte Plage, wir reiben uns alle paar Stunden mit Dschungel Oila ein. Sascha beschäftigt sich viel mit seinem neuen Boot. Er paddelt den Fluss hinunter und geht auf Entdeckertour. Auch ich paddle öfters mit dem Dagger herum.

Am anderen Ufer geraten ein paar Freizeit-Flößer immer wieder ins Kehrwasser. Ungefähr eine halbe Stunde beobachten wir sie bei ihren Versuchen frei zu kommen, dann setze ich mich in den Dagger und paddle hinüber. Sie binden sich hinten am Boot fest und ich ziehe sie in den Hauptstrom zurück. Ab Branäs kann man sich ein Floß leihen und damit den Klarälv befahren, berufsmäßig wird allerdings auf dem Fluss nicht mehr geflößt.


Floss auf dem Klarälven
Mietfloß auf dem Klarälv

Ein Freitag im Juli 1993

Nach dem Frühstück verstauen wir alles in den Booten und paddeln den Fluss weiter hinunter. Die Sonne scheint, es ist sehr angenehm. Auf einer Sandbank haben sich ein paar Engländer mit ihrem Floß festgefahren. Die beiden Männer mühen sich redlich, ihre beiden etwa 12jährigen Söhne schauen gelangweilt zu. Ich springe ins knietiefe Wasser und gemeinsam schieben wir das Floß von der Sandbank hinunter. Die Strömung ist hier recht stark. Nachmittags hat Regina ein schönes Plätzchen entdeckt. Sie hat die Hoffnung, wenn wir nicht so dicht am Wasser zelten, lassen uns die Mücken vielleicht in Ruhe. Denkste! Ich mache ein Lagerfeuer, das hilft. In der Nähe des Feuer haben wir wenigstens eine mückenfreie Zone.


Frühstück am Fluss
Lager am Ufer des Klarälv

Ein Samstag im Juli 1993

Wir frühstücken unmittelbar an der Wasserlinie, hier lassen uns die Mücken in Ruhe. Arians Beine sind schon total zerstochen. Es sieht schlimm aus, stört den kleinen Kerl aber nicht sonderlich. Dafür scheint die Sonne und verbreitet mollige Wärme.

Wir haben uns zu  früh gefreut. Der Himmel ist Mittags wieder zu gezogen, bleigrau hängen die Wolken tief über dem Fluss. Dann fängt es auch schon an zu regnen. Nach dem Regen kommen die Stechfliegen. Kleine schwarz-weiße Ungeheuer! Myriaden! Wir flüchten ins Zelt und halten Kriegsrat. Unsere Kampfmoral ist am Boden, also beschließen wir den geordneten Rückzug. Ich lasse mich mit Arian ans andere Ufer übersetzen und hole den Bus während die Beiden alles zusammen packen. Kaum sind wir am anderen Ufer angelangt, öffnen sich auch schon alle Schleusen. Sofort hält ein Schwede mit seinem Volvo und bringt uns doch tatsächlich bis zu unserem VW-Bus in Sysslebäck! Was für ein Dusel, keine 2 Minuten später hätte uns das Wasser in den Schuhen gestanden.

Wieder zurück signalisieren wir mit  der Lichthupe, dass wir da sind. Sofort startet meine Frau mit Sascha vom gegenüber liegenden Ufer und gemeinsam schleppen wir Gepäck und Boote das Ufer hoch. Schnell verstauen wir alles im Bus und schaffen es gerade noch vor dem nächsten Wolkenbruch die Boote auf dem Dach zu befestigen. Dann geht es bei strömendem Regen nach Lennartsfors am Foxen (Dalsland). Hier treffen wir morgens gegen Vier ein und halten eine kleine Ruhepause. 

2. Kanuwanderung auf dem Foxen/Dalsland

Am Dalslandkanal in Lennartsfors
Am Dalslandkanal in Lennartsfors

Ein Sonntag im Juli 1993

Nach dem Einkauf im Landhandel beladen wir die Boote und fahren über den Foxen. Den Bus parke ich am Schiffsanleger (GPS N59°19.161' E011°53.985'), hier kann man bis an die Wasserkante fahren und die Boote zu Wasser lassen (Bild oben).

Blick von der Insel im Foxen zum Ufer
Blick von der Insel im Foxen zum Ufer

In diesem Revier kennen wir uns von unserer letzten Schweden-Tour 1990 aus und steuern sofort eine kleine Insel an. Hier werden wir die nächsten Tage verbringen und bestenfalls die nähere Umgebung erkunden. Das Wetter ist hier auch recht durchwachsen, aber wenigstens regnet es nicht mehr.

Entenfütterung
Entenfütterung

Ein Montag im Juli 1993

Bei einer seiner zahlreichen Erkundungen über die Insel verstaucht sich mein Großer den Knöchel und bewegt sich fortan nur noch mit Hilfe einer Krücke vorwärts. Ich paddle mit ihm daraufhin nach Lennartsfors und fahren ins nächste Krankenhaus nach Arjäng wo wir den Knöchel untersuchen lassen. Gebrochen ist zum Glück nichts und so kehren wir mit Salbe, neuem Verband und frischem Proviant abends wieder auf unsere Insel zurück.

Badetag
In meiner Badewanne bin ich Kapitän ...

Blick über den Foxen
Blick von Lennartsfors nach Norden über den Foxen

Ein Mittwoch im Juli 1993

Da das Wetter hier in Dalsland Regina nicht gut genug ist, brechen wir also von der Insel im Foxen wieder auf und paddeln zurück nach Lennartsfors. Es hat zwar in den Tagen hier am Foxen nicht geregnet, aber die Sonne ließ sich dafür auch nicht ein einziges Mal blicken. Meine Frau gibt als neues Reiseziel Dänemark vor, da sie glaubt, dort endlich die erhoffte Sonne genießen zu können. 

Den Weg in den sonnigen Süden legen wir ohne große Hast zurück. Unser nächstes Tagesziel ist ein Campingplatz auf der Insel Tjörn nahe Stenungsund, etwa 30 Kilometer nördlich von Göteborg gelegen. 

3. Camping in Dänemark

Ein Donnerstag im Juli 1993

Von hier aus machen wir einen Tagesausflug nach Göteborg. Spielwarengeschäfte üben immer einen ganz besonderen Reiz auf Kinder aus, unsere sind davon natürlich nicht ausgenommen. Spielwarengeschäfte in fremden Ländern sind sowieso immer interessant. Hier kaufe ich für Arian zum Entsetzen meiner Frau einen Rasenmäher! So etwas habe ich in Deutschland noch nirgends gesehen, wahrscheinlich ist diese Art von Spielzeug bei uns aus Lärmschutzgründen auch verboten. Er ist aus Kunststoff und hat eine Knarre eingebaut, die das Motorengeräusch imitiert wenn man das Ding bewegt. Beim Ziehen oder Schieben macht er einen Höllenlärm. Arian ist begeistert! Alle Passanten schauen völlig entgeistert zu. Regina zweifelt so langsam an meinem Verstand. Arian tobt derweil mit seinem Rasenmäher durch die Fußgängerzone von Göteborg und ist glücklich. Dem Lisebergpark statten wir bei dieser Gelegenheit natürlich auch gleich einen kurzen Besuch ab. Selbstverständlich mit Rasenmäher!

Mit dem Rasenmäher durch Göteborg
Mit dem Rasenmäher durch Göteborg

Als wir genug von Göteborg gesehen haben, fahren wir am Abend zum Campingplatz zurück. Für morgen planen wir einen Ausflug mit dem Schiff nach Marstrand. Marsstrand liegt auf einer kleinen Insel draußen am Kattegatt. Wie Arian seinen Rasenmäher einen Moment aus den Augen lässt, entschärft Sascha die Knarre an der Achse mit einem Papiertaschentuch. Arian entdeckt aber sofort die Sabotage und bringt sein Spielzeug wieder auf den richtigen Lärmpegel. 

Ein Freitag im Juli 1993

In Marstrand verbringen wir den Tag und sehen uns in diesem hübschen Städtchen um. Heute haben wir herrliches Wetter, der Regen macht mal eine kurze Pause. 

Marstrand
Marstrand

Auf unserem Weg nach Dänemark legen wir noch eine kleine Badepause am Mellbystrand ein und verbringen die folgende Nacht im Bully am Strand von Ranarp bei Ängelholm. 

Ein Sonntag im Juli 1993

Danach wechseln wir mit der Fähre hinüber nach Dänemark und beziehen Quartier auf dem Campingplatz im alten Fort Charlottenlund (GPS N55°44.715' E012°35.236') bei Kopenhagen. Sascha ist sofort von den alten Kanonen des Fort begeistert. Von hieraus starten wir einen Tagesausflug zur Besichtigung von Kopenhagen und einen weiteren ins Wikingermuseum von Roskilde. Beim Wetter hat sich leider noch nicht viel getan, Sonne ist nach wie vor Mangelware, aber es hat in den letzten Tagen wenigstens nicht mehr geregnet. Die Insel Mön ist unser nächstes Ziel. 

Auf Mön besichtigen wir auf einer Wanderung die Kreidefelsen von Möns Klint. Schon am nächsten Tag geht es weiter auf die Insel Falster. Hier lassen wir uns auf dem Campingplatz am Ulslevstrand (GPS N54°44.438' E012°01.693') an der Südost-Küste nieder. Uns bleibt leider nur wenig Gelegenheit Platz und Strand zu genießen, dann werden wir auch schon von sintflutartigen Regenfällen fast vom Platz gespült. So haben wir uns das eigentlich nicht vorgestellt und beschließen daher, unseren Urlaub hier zu beenden und nach Berlin zurück zu fahren. 

Regenwetter
Typisch dänisches Wetter

Auf dem Rückweg statten wir dem Safaripark in Knutenborg auf Lolland noch einen kurzen Besuch ab. Hier kann man kleine Futterportionen aus Automaten ziehen und damit die Tiere füttern. 

"rück endlich das Futter raus!"
"Los, steck' endlich Geld rein!"


Tipps zu Dalsland und Infos zum Kartenmaterial

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