1. Elbe-Tour
Juli 1996
von Bad Schandau nach Riesa


Gegen 10 Uhr Vormittag am Dienstag geht’s endlich von zuhause los. Die Straßen sind einigermaßen leer und wir kommen auf der Autobahn in Richtung Dresden gut voran. Vor Dresden biegen wir nach Pirna ab, wo kräftig am "Aufschwung Ost" gebaut wird.

In Bad Schandau suchen wir die Parkplätze an der Elbe auf. Am Zufluss des Lachsbach in die Elbe laden wir unsere Ausrüstung aus und ich stelle den VW-Bus an der westlichen Ortsgrenze auf dem nahen Parkplatz vom Supermarkt ab. Fast überall in Bad Schandau ist das Parken zeitlich begrenzt und vor allem gebührenpflichtig. 

Einsetzstelle am Lachsbach in Bad Schandau
Einsetzstelle am Lachsbach in Bad Schandau

Der Himmel ist bewölkt, es hat aber in der letzten Zeit nicht mehr geregnet. Sascha quält sich mit den schweren Kisten ab und danach in seine Neoprendichtung vom Dagger Vesper, derweil ich Arian die Schwimmweste anziehe. Unsere Koordinaten (GPS-Koordinaten N50°55,038' E014°09,010' vom Startplatz an der Elbe in Bad Schandau) verraten uns, dass wir tatsächlich nur 177 km Luftlinie von zu Hause entfernt sind, aber doch 233 Km weit mit dem Auto fahren mussten.

Festung Königsstein
Festung Königstein

Um 15.14 Uhr sind wir startbereit und fahren los. Die Strömungsgeschwindigkeit der Elbe ist ordentlich, ich ermittle mit dem GPS etwa 7,5 km/h. So kommen wir rasch voran. Leider kommt mit der gleichen Geschwindigkeit auch der Dreck aus Tschechien nach Deutschland. Die Elbufer sehen teilweise katastrophal aus. Unmengen an tschechischen Autoreifen verunzieren die Ufer. Erst weit hinter Dresden hat sich der Fluss allmählich vom Dreck befreit. Trotz alledem genießen wir die Aussicht auf die Festung Königstein hoch über der Elbe. Das Wetter bleibt sonnig bis leicht bedeckt, ideal also zum Paddeln. Da die ganze Gegend hier um die Elbe herum sehr stark bebaut ist, haben wir Schwierigkeiten einen Standplatz zu finden. Einen kleinen Campingplatz - ob es tatsächlich einer war, weiß ich bis heute nicht - sehen wir zu spät, da er nicht ausgeschildert ist und gegen die Strömung habe ich mit dem vollbeladenen Clipper keine Chance. Wir müssen lange suchen, bis wir endlich einen Platz (GPS-Koordinaten N50°57,771' E013°53,811') finden.

Lagerplatz am Elbufer
Lagerplatz am Elbufer

Es ist Mittwoch, schon 9.29 Uhr und das Kaffeewasser köchelt leise auf dem Benzinkocher vor sich hin. Beim Frühstück haben wir einen herrlichen Ausblick auf eine alte stillgelegte Fabrik am gegenüber liegenden Ufer. Die Elbufer sind hier übersät mit Schnittlauch, der zur Zeit in voller Blühte steht.

Arian verbringt die Zeit damit, mit dem Klappspaten nach Regenwürmern zu buddeln und sie uns zu zeigen. Arian: "Ist der nicht klein und süß?"

Sascha wäscht sich derweil seine Haare, da lässt er sich auch nicht von der Farbe der Elbe und der lausigen Wassertemperatur schrecken.

Lagerplatz am Elbufer & DDR Altlasten
Lagerplatz am Elbufer & DDR Altlasten

Da wir den Platz nicht so gut finden, beschließen wir weiter zu paddeln. Der Platz ist sehr steinig und Arian hat dadurch keinen großen Aktionsradius da alles mit Brennnesseln und Disteln bewachsen ist. So bleibt letztlich nur ein schmaler, steiniger Uferstreifen frei. Um 12.25 Uhr sind wir mit Packen fertig und verabschieden uns von dieser herrlichen Fabrikidylle. Sascha startet als Erster und wir beide hinterher. Es geht fast lautlos im Schoß der Elbe weiter in Richtung Dresden. Der Wind hat leider nicht das gleiche Ziel, er bläst uns direkt ins Gesicht. Dadurch habe ich Mühe den Clipper auf Kurs zu halten. Man muss voll konzentriert fahren, da sonst bei jeder Unachtsamkeit das Boot aus dem Kurs läuft. Der Kanadier ist trotz der Ladung sehr empfindlich gegen Seitenwind. Sascha hilft mir immer dann, wenn ich den Kahn nicht mehr durch den Wind kriege. Mit seinem Bug drückt er mich dann durch den Wind. Das Wetter ist heute noch besser geworden. Mit zunehmendem Sonnenschein lässt dann zum Glück auch der Wind nach.

Schloss Pillnitz bei Dresden
Sascha vor Schloss Pillnitz bei  Dresden

Heute haben wir uns schon den ersten Sonnenbrand geholt. Blöderweise habe ich Arians Mütze verlegt. Auch der Käse und die Buletten liegen sicher zu Hause im Kühlschrank.

So machen wir also heute eine kurze Sightseeing-Tour unter Dresdens Brücken hindurch. Eigentlich wirkt die Stadt vom Wasser aus wenig einladend. Sehr schmutzig und laut begegnet sie uns, ein starker Kontrast zur Ruhe auf dem Wasser. Auf den Brücken staut sich schier endlos der Verkehr, nichts rückt und rührt sich minutenlang, während wir lautlos und unbehindert darunter hindurch gleiten.

Am linken Ufer entdecken wir spät nachmittags einen kleinen Sandstrand, relativ sauber und adrett, genau das richtige für unser Zelt. Auch die Vermüllung hält sich in Grenzen (was mich stört, wird gnadenlos eingesammelt und wandert in meinen Müllsack), also anlanden, ausladen und schon ist das Zelt aufgestellt. Die Sonne scheint mit Macht, ich ziehe zuerst Arian aus. Er schnappt sich sofort den Klappspaten und buddelt wild drauflos. Zum Essen gibt’s heute Abend Raviolis aus der Dose und zum Nachtisch Oliven mit Knoblauch. Auch Arian langt kräftig zu. Gegen 20 Uhr mache ich mich mit Arian auf die Suche nach der nächsten Telefonzelle. Dabei stellen wir fest, dass wir unweit des ehemaligen Schlacht- und Viehhofs von Dresden (GPS-Koordinaten N51°04,527' E013°42,538') zelten. Bis zur Telefonzelle müssen wir aber ganz schön laufen, etwa 1,5 Kilometer am Schlachthof entlang sind es locker. Vorsichtshalber habe ich meinen Garmin GPS 40 mitgenommen, damit wir Sascha auch wieder finden. Bei Einbruch der Dunkelheit sind wir dann wieder am Zelt zurück.

Am Elbufer in Dresden
Lager an der Elbe in Dresden nahe dem alten Schlachthof

Heute ist Donnerstag und wir haben beschlossen, den Tag hier zu verbringen. Mittags setzt wieder der starke Wind ein, einmal kommen auch ein paar Tropfen Regen herunter und der Himmel ist überwiegend leicht bedeckt. Trotzdem können wir ein Sonnenbad nehmen, zum Baden in der Elbe ist es dagegen noch zu kalt.

Gegen 18 Uhr läuft Sascha zur Telefonzelle, um Regina anzurufen. Auf dem Rückweg hat er von einem Laubenpieper noch 5 Liter Trinkwasser geholt. Es war das letzte Trinkwasser, das der Laubenpieper hatte, da er sein Wasser in Kanistern aus Dresden holen muss weil es hier in der Gegend keine Wasserleitung gibt. Wasser aus fremden Hähnen entkeimen wir aber vorsichtshalber immer mit Micropur. 

Am Lagerfeuer
Stockbrote am Lagerfeuer in Dresden

Dann setzen wir Brotteig für Stockbrote an und entfachen ein Lagerfeuer aus Treibholz. Arian ist begeistert, Sascha weniger, er hält nicht soviel vom Lagerfeuer, wogegen Arian gern kokelt. Das Stockbrot schmeckt hervorragend, es ist eine Brotmischung mit Sauerteig und Hefe. Gegen 22 Uhr macht Arian in der hereinbrechenden Dunkelheit seinen gelben Leuchtstab an und wir krauchen ins Zelt.

Arian: "Wir sind jetzt im Zelt, haben so’n Leuchtstab angemacht, so abgebrochen, dann hat er geleuchtet. Wir haben noch ein Lagerfeuer gemacht, das hat ein Gewitter geholt und morgen hat es ganz doll gewettert. Das Gewitter hat Musik gemacht, es hat so doll gewittert, bis der Baum abbricht."

Ich höre ja ganz gut schlecht, aber bitte schön, wann hatten wir ein Gewitter?

Raddampfer auf der Elbe
Eine kleine Rast und Raddampfer auf der Elbe

Nun folgt der Bericht zur Lage der Familie vom Freitag:

Heute sind wir schon sehr früh aufgestanden. Nach einem kurzen Frühstück haben wir sofort alles gepackt und sind weiter gepaddelt. Gegen Mittag erreichen wir das Bootshaus (GPS-Koordinaten N51°06,197' E013°37,458') der Ruderer in Radebeul, bunkern hier Frischwasser und entsorgen unseren Müll. Nach kurzer Rast fahren wir weiter.

Es ist 13.30 Uhr und wir entdecken vom Fluss aus ein kleines Restaurant mit Bootssteg, direkt am Ufer gelegen, das "Elbschlösschen". Kurz entschlossen legen wir an und setzen Seewolffilet mit Reis auf unsere Speisekarte, dazu Cola für die Jungs und für mich eine Gerstenkaltschale. Arian isst Fisch mit Kartoffelpuffer und Ananas, da es keine Würstchen und Pommes mit rotem(!) Ketchup gibt, es ist halt ein richtiges Fischrestaurant.

Arian: "Und mit oranger Soße".

Richtig, orange Soße hat er ja auch noch auf seinem Teller. Arian ist damit wohl nicht ganz zufrieden (toten Fisch kann er nun mal nicht ausstehen), aber Sascha hat richtig Kohldampf und verputzt auch den letzten Krümel von Arians Teller. Das Restaurant kann man durchaus weiter empfehlen. Hier komme ich mit einem älteren Ehepaar aus Bremen ins Gespräch, die mit ihren Einern Deutschland bereisen. Sie wollen von hier aus bis nach Bremen paddeln. Übernachtet wird im Hotel oder Gasthof an der Strecke.

Um 14.15 Uhr schließt das Restaurant und wir verabschieden uns von den Bremern und machen uns auf den Weg nach Meißen. So gegen 16 Uhr erreichen wir die Stadt, wo Sascha beim Bäcker Kuchen und Weißbrot einkauft. Ich spiele derweil mit Arian auf der Wiese Fußball. Der Kuchen wird sofort an Ort und Stelle mit Blick auf die Elbe verzehrt. Danach geht es auch schon wieder weiter.

Weinberge bei Meissen
Weinberge vor Meißen

Das Elbetal um Meißen herum ist doch sehr schön, ebenso das Wetter, es scheint den ganzen Tag die Sonne. Nachmittags ziehen dann aber erste dunkle Wolken herauf. Wir halten sofort Ausschau nach einem geeigneten Lagerplatz, finden auf die Schnelle aber leider keinen vernünftigen Standort für unser Zelt. Dann bricht auch schon ein gewaltiger Platzregen über uns herein. Wir retten uns sofort ans Ufer und verkriechen uns unter der losen Plane vom Moonshadow. Arian findet es gemütlich, es ist mal was anderes. Rings um uns herum sieht es am Elbufer aus wie auf einer Müllkippe. Dosen, Flaschen und die allgegenwärtigen Autoreifen aus tschechischer Produktion verunstalten die Landschaft. Eine ½ Stunde später ist das Unwetter endlich weitergezogen. Wir packen unser Moonshadow zusammen und ich hole bestimmt 30 Liter Regenwasser aus dem Clipper heraus, damit wir weiter fahren können. Wie wir schließlich suchend am Ufer entlang paddeln, warnen uns Angler vor weiterem Unwetter.

Clipper mit Beiboot
Clipper mit Beiboot

Schließlich werden wir aber doch noch etwa 9 Kilometer vor Riesa bei Flusskilometer 101,2 fündig. Laut GPS haben wir heute 33 Kilometer (Luftlinie) zurückgelegt. Unser dritter Lagerplatz (GPS-Koordinaten N51°17,748' E013°23,054') ist nahezu müllfrei und recht gemütlich. Gegenüber am anderen Ufer liegt die kleine Ortschaft Nünchritz, hinter uns nur Felder und wenige hundert Meter stromab stehen ein paar Pferde auf der Koppel. Wir stehen hier auch gut geschützt und nicht direkt unter Bäumen. Ruck zuck haben wir das Zelt aufgebaut und eingerichtet, was immer eine Spezialität von Sascha ist.

Sascha im Dagger Vesper
Sascha im Dagger Vesper

Am Horizont zieht es derweil schon Pechschwarz herauf. Wir laden schnell die Boote aus, ich bringe unsere Küche auf "trab" und wir verstauen alles sicher für die Nacht. Dann gibt es endlich Abendbrot, solange hält Fisch und ein wenig Kuchen ja auch nicht vor. Es wird mittlerweile schon recht duster um uns herum geworden. Nach der ersten Stulle beginnt es auch schon zu regnen. Schnell noch etwas Proviant, die Thermosflasche, Trockenpflaumen und Aprikosen geschnappt, die Zarges-Boxen zugeklappt und ab ins Zelt. Dann bricht auch schon mit Macht ein Unwetter über uns herein, wie ich es im Zelt noch nicht erlebt habe. Zuerst versucht der Sturm unser Zelt von den Heringen zu reißen, danach ergießen sich wahre Sturzbäche über uns und um uns herum tummeln sich mehrere Gewitter. Alle paar Sekunden ist das Zelt taghell erleuchtet. Arian liegt ganz ruhig mit großen Augen zwischen uns, das allabendliche Toben fällt heute mal aus.

Meissen
Kurz vor Meißen

So, nun folgt mein Tagesbericht vom Samstag.

Gegen 10 Uhr sind wir heute aus dem Zelt gekrochen und ich habe sofort Kaffee für mich und Früchtetee für meine Jungs gekocht. Ab und zu kommt die Sonne hervor und ich trockne ein paar Sachen auf dem Boot, die ich abends noch schnell zum Ausspülen über die Zeltleine gehängt hatte.

Um 13.30 Uhr breche ich nach dem Frühstück zu Fuß mit Arian auf, um in der nächsten Ortschaft etwas zu Lesen und Obst einzukaufen. Wir müssen aber schnell feststellen, dass der nächste Ort doch zu weit entfernt liegt. So schauen wir uns Pferde auf der Koppel an und kehren zum Zelt zurück. Danach verkriechen wir uns wieder im Zelt, da es zu regnen anfängt. Ich halte Siesta und werde schlagartig gegen 16 Uhr wach, da die Sonne aufs Zelt scheint und die Hitze mich heraus treibt. Jetzt koche ich Kaffee und dann mit Sascha zusammen Schokoladenpudding. Arian schläft derweil noch im Zelt. Wir bauen unser Moonshadow auf, da wieder die nächsten Wolken im Anflug sind. Es ist jedoch sehr windig und der Regen bleibt aus, so dass wir das Dach bald wieder einpacken können. Arian ist mittlerweile auch wach geworden und kommt aus dem Zelt gekrabbelt. Nun spielen Sascha und Arian am Ufer ein wenig Fußball. Arian kickt prompt den Ball in die Elbe und Sascha startet mit seinem Kajak zur Aufholjagd.

Lager an der Elbe
Unser Lager an der Elbe

Abends kochen wir uns Tee und machen Raviolis zum Abendbrot warm, danach gibt es Bratkartoffeln, bis endlich alle satt sind. Der Abwasch wird auch noch erledigt und einige Klamotten wollen weggeräumt werden, dann ist Zapfenstreich. Um 22.20 Uhr hat Sascha einen weißen Leuchtstab angemacht. Wir liegen schon in den Schlafsäcken und essen noch ein paar Trockenpflaumen aus der Dose. Durch den Leuchtstab ist es richtig hell im Zelt. So, das war’s für heute!

Arian: "Es ist jetzt 13.40 Uhr und morgen früh 9.30 Uhr. Wir haben eine Rolle gegessen, Sascha hat morgen früh alle aufgegessen. Da war nur noch ein Bonbon drin, den hab ich aufgegessen. Wir sind jetzt im Zelt verschwunden, weil es regnen wollte. Mein Ball war weg und Sascha hat meinen Ball wieder geholt."

Okay, heute ist also schon Sonntag, es ist 9.26 Uhr und wir sind jetzt mit dem Zeltabbauen fertig und beladen gerade die Boote. Arian putzt noch alle Heringe, bevor er sie in den Beutel steckt.

Um 7.30 Uhr war die Nacht für mich vorbei. Nach dem Anziehen und der Morgentoilette habe ich mir erst einmal Kaffee gekocht und für meine Männer Tee. Sascha ist auch kurz darauf aus dem Zelt gekommen. Dann hat Arian sein Morgenfläschen gekriegt. Die Sonne scheint, es weht ein angenehmer leichter Wind, kurzum: Heute haben wir bestes Paddelwetter. In der Morgensonne frühstücken wir Drei zusammen.

Nachdem alles in den Booten verstaut ist, starten wir zur letzten Etappe und erreichen ziemlich genau um 11 Uhr Riesa. An der Personenfähre, unmittelbar am Ortsbeginn, legen wir am linken Ufer an. Hier kann man neben den Bootshäusern von Riesa mit dem Auto direkt bis ans Wasser heranfahren (GPS-Koordinaten N51°18,381' E013°18,581') und das Gepäck verladen.

Ich nehme meine Papiere und die Autoschlüssel und verabschiede mich von Sascha. Dann laufe ich mit Arian zum Bahnhof, derweil Sascha die Boote entlädt. Wir haben leider Pech, denn der Zug nach Dresden ist uns doch glatt vor der Nase weggefahren. So müssen wir 2 Stunden auf den Nächsten warten. Arian futtert Eis und Bonbons, während wir den Gleisbauern bei der Arbeit zuschauen. So vergeht die Zeit und pünktlich kommt mit 10minütiger Verspätung unser Zug um 13.06 Uhr auf dem falschen Gleis an. Wir kriegen ihn trotzdem noch.

Zehn Minuten nach der Ankunft in Dresden sitzen wir auch schon in der S-Bahn nach Bad Schandau. Kurz vor dem Aussteigen schläft mir dann Arian doch noch ein. Ich schleppe ihn aus dem Zug und schnappe mir ein Taxi. Es ist zwar nur ein kurzer Weg bis zu unserem VW-Bus, aber mit dem müden Kerl auf dem Arm allemal bequemer. Unser Bully steht noch unversehrt da und so düsen wir ab in Richtung Riesa. Leider herrscht heute das totale Wochenend-Ausflugs-Kaffeekränzchen-Baustellen-Chaos auf den Straßen und so erreichen wir das Bootshaus in Riesa erst gegen 17 Uhr.


Nachlese 

So große Flüsse sind nicht jedermanns Sache und ich war anfangs auch skeptisch, wollte aber andererseits diesen großen deutschen Fluss mal von der Wasserseite her kennen lernen. Ich habe es nicht bereut und werde die Elbe sicherlich noch bis nach Lauenburg paddeln. Die 2.Elbe-Tour von Riesa bis nach Pretzsch (kurz vor der Lutherstadt Wittenberg) habe ich 1997 mit meiner Familie gemacht und je weiter man in Deutschland paddelt, desto reizvoller wird die Flusslandschaft. Sehr schön ist es sicherlich auch im Elbsandsteingebirge, allerdings erschlägt mir hier der viele Dreck die Sinne. Sehenswert auch die alten Raddampfer bei Dresden, Schloss Pillnitz oder die Weinberge in der Meißener Gegend.

Gewarnt sei jeder Kanute vor den Gierseilfähren, die in der Strommitte verankert sind. Ich habe erlebt, dass die Seile mitunter dicht unter der Wasseroberfläche zwischen den Bojen verlaufen. Wehe dem, der mit seinem vollbeladenen Kanu aufläuft, nur weil die Fähre just in dem Moment die Uferseite wechselt, als man die Ankerboje in Strommitte passiert hat. 

Spätestens dann weiß jeder, wozu Schwimmwesten gut sind. Abstand sollte man auch von Lastkähnen halten, die am Ufer vertäut sind. Aufpasst bei der Strömungsgeschwindigkeit der Elbe, damit man nicht zwischen vertäute Lastkähne am Ufer gerät! Die Berufsschifffahrt habe ich insgesamt nicht als störend empfunden, da sich die Zahl der Schiffe doch in Grenzen hält.


Funktionsprinzip einer Gierseilfähre

Beim "Gieren" wird die kinetische Energie des strömenden Wassers ausgenutzt, um die Bewegung der Fähre quer zur Strömungsrichtung zu erreichen. Die Fähre pendelt an einem langen Halteseil (ca. 400 m) zwischen den beiden Flussufern. Das Halteseil ist am Flussgrund außerhalb der Fahrrinne verankert und wird durch Bojen an der Oberfläche gehalten. Bei Schiffsverkehr verbleibt die Fähre auf der Ankerseite. Das Halteseil spaltet sich etwa 30m vor der Fähre in zwei Führungsseile auf, deren Länge über Winden auf der Fähre verstellt werden kann. Der dadurch veränderte Anstellwinkel der Fähre zum Strom bewirkt, dass der Druck des strömenden Wassers die Last zum anderen Ufer befördert. Voraussetzung ist allerdings eine genügende Fließgeschwindigkeit von mindestens 2 km/h. Die Gierseilfähren haben in etwa eine Länge von 35m und eine Breite von 7,5m bei einer Tragfähigkeit von ungefähr 35t. 


Kartenmaterial: Topographische Karten 1:100.000 des Landesvermessungsamtes Sachsen Nr. C 5150 Bautzen und Nr. C 5146 Dresden


Die 2.Elbe-Tour von Riesa nach Pretzsch

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