Die Jugendherberge "Friedrich-Ludwig-Jahn" (Jugendherbergsweg 8, 03096 Burg/Spreewald, Tel. (035603) 225, Fax 13248) erreichen wir nach hindernisfreier Fahrt in unserem VW Bus T3 "Bully" von Schönefeld aus über die A113, das AB Schönefelder Kreuz, A13, AB Dreieck Spreewald und die A15 bis zur Ausfahrt Vetschau um 9:30 Uhr. Die DJH liegt unmittelbar an der Hauptspree, in die man mit dem Boot auf einem kleinen Kanal direkt vom Platz aus einfahren kann.
Zuerst werden die Zelte aufgebaut, dann bezahlen Ellen und Regina 138 € für uns Sechs und zwei Übernachtungen mit Halbpension. Es gilt der Familientarif von 11,50 € für jeden von uns. Im letzten Jahr haben wir in der Jugendherberge "Wendenfürst" in Lübbenau noch 7,90 € inklusive Frühstück bezahlt.
Die Autos fahren wir wieder vom Platz und kochen Kaffee zum Frühstück. Für die Tagestour packen wir anschließend das notwendigste zusammen: Fotoapparat, Camcorder und andere Wertsachen wandern in die runde Tonne und für Ersatzkleidung im Falle einer Notwasserung haben wir einen wasserdichten Packsack an Bord.
Für die heutige Tour haben wir uns eine kleine Runde im Uhrzeigersinn vorgenommen: Von der DJH aus die Hauptspree flussabwärts - Ostgraben - Neue Spree - Kleine Spree und auf der Hauptspree wieder zurück zur Jugendherberge. Gewissermaßen so zum Aufwärmen.
Etwa 500 Meter flussabwärts hinter der DJH liegt am gegenüberliegenden, rechten Ufer ein Campingplatz. Bald danach lärmt es kräftig am linken Ufer, hier liegt ein größeres Restaurant und Hotel. Himmel und Menschen in der Kolonieschänke, das Bier fließt in Strömen und das hört man auch. Nichtsdestotrotz haben auch wir Durst und ich besorge uns ein paar Getränke. Die Truppe bleibt derweil bei unseren Booten am Kahnanleger. Das Wetter ist hervorragend, strahlend blauer Himmel, kaum Wind und sommerliche 26°C. Und dann noch Vatertag! Im Spreewald wimmelt es demzufolge nur so von Radlern und potenziellen Bierleichen. Selbst auf den Kanälen tut sich einiges. Abgesehen von den Spreewaldkähnen sind noch jede Menge Paddler unterwegs.
Weiter geht es auf der Hauptspree, am Ostgraben biegen wir rechts ab. Das Wetter könnte nicht besser sein und die Stimmung ist mindestens genauso gut. Für die nächsten Tage haben die Wetterfrösche sogar noch höhere Temperaturen, so um die 30°C vorausgesagt.
Am Ostgraben entdecken wir am rechten Ufer einen weiteren Platz "Zelten am Ostgraben". Über die Möglichkeiten auf den Plätzen kann ich leider nichts sagen, da wir nicht angehalten und uns auf dem Gelände umgesehen haben.
In der Neuen Spree haben wir schon spürbare Gegenströmung, aber mit den leichten Booten ist das noch kein Problem. Vor der Brücke der Waldschlösschenstraße macht die Neue Spree einen Schwenk nach rechts und verjüngt sich zunehmend. Auch die Strömung nimmt von hier an zu. Am folgenden kleinen Wehr legen wir jetzt eine kurze Rast auf der Wiese ein. Leider haben wir unsere Fleecedecke am Zelt zurück gelassen und müssen daher mit den kleinen Moosgummiuntersetzern für den Po vorlieb nehmen.
Mit zunehmender Strecke erhöht sich auch die Strömungsgeschwindigkeit, das Wasser ist klar und der Flussgrund sandig. Da die Neue Spree meist nur waden- bis knietief ist, ist die Fliesgeschwindigkeit auch entsprechend hoch. Irgendwo muss das Flüsschen unterwegs sein Wasser verlieren, denn durchs Wehr floss ja nur sehr wenig. Zuerst steigt Arian aus und zieht mich ein wenig, ist aber im Wasser zu unsicher, wo er hintritt. Also steige ich aus und nehme alle drei Boote an die Leine. Torsten ist mit seiner "Calabria" vorgepaddelt und außer Sichtweite. Kurz vor der Kleinen Spree treffen wir nach 45-minütigem Fußmarsch wieder auf Torsten, ich habe mittlerweile "lange Arme". Mit den Kajaks geht es bei dieser Flussbreite nicht unbedingt schneller, da man mit dem Doppelpaddel immer wieder am Ufer oder in den Wasserpflanzen hängen bleibt.
Unter der Brücke vor der Einmündung der Neuen - in die Kleine Spree muss ich mit Torsten die Boote treideln, da das Wasser sehr flach und die Strömung zu stark ist. Anschließend biegen wir nach rechts in die Kleine Spree ein. Ab hier bewege ich meinen Clipper wieder auf herkömmliche Art und Weise.
Nach kurzer Fahrt erreichen wir das nächste Hindernis. Hier bugsieren wir die Boote durchs Wehr der Kleinen Spree kurz vor der Einmündung in die Hauptspree, müssen sie dann aber doch aus dem Wasser holen, da das große Wehr am Kahnhafen in Burg weiträumig umtragen werden muss da es keinesfalls fahrbar ist. Hier rächt es sich, dass ich nicht an den Bootswagen gedacht habe, da wir die Boote etwa 150 Meter weit tragen müssen. Mein Clipper ist ja nicht das Problem, aber die Kontiki (Kanadier aus Holz, erbaut in der Berliner Nixe-Werft) hat ihr Gewicht, zumal im Boot etwas Wasser steht und wir auch noch zu faul sind es trocken zu legen.
Um 12 Uhr sind wir von der DJH gestartet, um 18:50 Uhr sind wir wieder zurück. Geschafft! Das hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht erhofft. Was für eine anspruchsvolle Strecke! Auf gut deutsch: Wir hatten die Schnauze von der Tour durch die Neue Spree gestrichen voll. Von den Wehren wussten wir ja und da wir ohne Gepäck unterwegs waren, ging das Umtragen auch Ruck-Zuck. Aber von der Strömung ahnten wir nichts. Zumindest nicht, dass sie so stark sein würde. Von daher hat sich unser Kartenmaterial als untauglich erwiesen. Wie wir hörten, soll es aber besseres geben, wo vor allen Dingen auch die Strömungsrichtung vermerkt ist. Wie auf der letzten Kanutour durch den Spreewald im Jahr 2002 benutzten wir auch diesmal die Spreewald-Karte im Maßstab 1:50000 des Spreewald-Verlags (Tel. 03546-3229 / Fax -182462), Ausgabe 2000 (4,30 €). Sie ist für Radfahrer, Wanderer und Kanuten geeignet. Alle Wasserwege sind exakt eingezeichnet, nur leider ohne ergänzende Angaben speziell für Wasserwanderer.
Das nächste Mal würden wir diese Tour - wenn überhaupt - genau anders herum paddeln, also mit guter Strömung durch die Neue Spree und auf der Hauptspree gegen den Strom wieder zurück.
Wieder auf dem Jugendherbergsgelände angekommen, sind auch schon Heike, Michael und ihre Tochter Lara da. Sie haben bei dieser Gelegenheit eine kleine Radtour durch den Spreewald gemacht, bevor sie uns besuchen und zum Geburtstag gratulieren. Ellen hatte allerdings von dem anstehenden Besuch keine Ahnung, sondern Harri hat das Treffen konspirativ vorbereitet und unseren Aufenthaltsort per Handy ausgeplaudert.
Keine Erinnerung verbleibt an die letzte Nacht. Ich habe so tief und fest geschlafen, dass selbst der obligatorische WC-Besuch ausfiel. Das war mir schon recht, da ich nachts nur ungern schlaftrunken über Campingplätze schwanke. Um halb acht werde ich wach, Regina ist schon aus dem Zelt heraus, ich folge und erledige die Morgentoilette. Arian rückt und rührt sich noch nicht.
Dann geht's ab zum Frühstück und um 11 Uhr legen wir mit unseren Kähnen ab. Ellen hat heute mit Harri den Platz gewechselt und bestimmt wo es lang geht. Arian steuert den Dagger Vesper und Regina darf sich bei mir im Clipper ausruhen.
Nach kurzer Fahrt sitzen die Crew schon um 11:30 Uhr in der Kolonieschänke und stärkt sich mit Bier und Spreewälder Spezialitäten. Die Boote bleiben derweil am Steg. Wieder ist das Gepäck in der DJH zurückgeblieben. Ein Schwur eint uns heute alle: Wir paddeln nur mit dem Strom! Leipe ist unser Ziel! Dann werden wir schon sehen, wie wir zum Platz zurück kommen.
Ellen nutzt prinzipiell die volle Flussbreite aus, aber irgendwann wird es Harri wohl zu bunt. Als wir uns einmal umschauen, sitzt er schon wieder hinten.
Die heutige Flussstrecke: DJH - Hauptspree - Ostgraben - Krummes Fließ - Stauenfließ - Barthels Fließ - Buschgraben - Neue Spree - Leipe
Vom Ostgraben biegen wir nach links ins Krumme Fließ ein, von dort geht es durch die Schleuse des Stauenfließ weiter zum Barthels Fließ. Alle Schleusen sind im Spreewald Selbstbedienungsschleusen, die meist von Kindern und Jugendlichen bedient werden, die sich damit ihr Taschengeld aufbessern. Eine angenehme Paddelstrecke, hier sehen wir keine Spreewaldkähne, es ist stellenweise auch kurvenreich und eng.
Vom Buschgraben biegen wir nach links in die Neue Spree ein. Unmittelbar hinter der Brücke der Neuen Spree am Ortsanfang von Leipe liegt rechts am Wasser ein kleines, unscheinbares Restaurant mit angeschlossenem 30-Betten-Hotel. Hier trinken und essen wir etwas und beraten, wie wir anschließend weiter fahren.
Ich stelle kurzerhand zwei Möglichkeiten zur Auswahl:
1. Flussaufwärts zurück zur Jugendherberge, immer gegen Mücken und Strömung ankämpfen, oder aber
2. bequem mit dem Auto und einem kleinen Umweg über eine Konditorei.
Außer Torsten (und ich!?) will keiner mehr paddeln. Regina ist heute schon angeschlagen ins Rennen gegangen, vielleicht war es gestern doch etwas herbe für sie und Arian zeigt mir sofort mit leidvoller Miene seine roten Stellen an den Händen.
Busse fahren in dieser Gegend leider nicht, das hatte man uns auch schon in der DJH verraten. Einen Taxiruf gibt es seltsamerweise auch nicht! Aber der Wirt bietet sich sofort an, uns mit seinem Pkw zur DJH zu fahren. Also fix die Autos geholt und die Boote aufgeladen. Auf dem Heimweg schnell vom Acker noch frische Erdbeeren (den 2-Kilo-Korb für 6 €, wer selber pflücken will, zahlt mit Naschen 7 € für den Korb) geholt und aus der Konditorei ein paar Stücken Kuchen. So sitzen wir wieder um 17 Uhr bei Kaffee, Kuchen und Erdbeeren auf dem DJH-Platz im Schatten.
Nach dem Abendessen verschwindet Regina schon bald im Zelt, während wir zu fünft noch eine Uno-Runde nach der Anderen spielen. Als Ellen und Harri in der Dunkelheit die Farben nicht mehr unterscheiden können (oder wollen?), machen wir Schluss und verschwinden im Zelt.
Heute früh bin ich der letzte, der aufwacht, selbst Arian ist schon aus dem Schlafsack gekrabbelt. Nach der Morgenwäsche geht's auch sofort zum Frühstück. Das Essen ist ohne Fehl und Tadel, der Kaffee ist gut, die abgezählten Brötchen (zwei für jeden) frisch. Sogar der Belag ist einigermaßen abwechslungsreich.
Anschließend bauen wir die Zelte ab und fahren die wenigen Kilometer bis nach Burg-Kauper, wo wir an einem Privatgrundstück nahe der Brücke des Nordweg über das Große Fließ die Boote zu Wasser bringen. Da Regina heute bei Ellen und Harri in der Kontiki mitfährt, lasse ich den Dagger Vesper auf unserem Bully liegen.
Paddelstrecke am 31.05.2003: Brücke Nordweg - Großes Fließ - Brücke Nordweg.
Eine erste (und einzige) wohlverdiente Rast gönnen wir uns um 13:14 Uhr am 4-Sterne-Hotel "Eiche". Obwohl Regina heute völlig stressfrei bei Ellen und Harri mitpaddelt, ist sie aus unerklärlichen Gründen so geschafft, dass sie beim Biertrinken nicht mehr ihren Mund trifft und der Schluck auf dem T-Shirt landet. Eis hat Regina für Arian und sich auch gekauft, nur nicht für mich!? Total daneben! Schwamm drüber, Regina ist noch immer nicht die Alte. Heute geht es ihr zwar wieder besser, aber sie muss sich noch schonen. Harri isst Bockwurst mit Brot, da meldet sich sofort mein Magen. Arian ist so lieb und holt mir auch eine Wurst vom Stand.
Da es Regina unverändert schlecht geht, machen wir uns ohne Umwege auf den Rückweg und treffen gegen 15:30 Uhr am Startplatz ein. Um 16 Uhr ist dann alles verstaut und bei wenig Verkehr auf der Autobahn und im Süden Berlins kommen wir ohne Probleme nach Hause. Unsere Freundschaft fährt gleich weiter, sie wollen heute noch die Boote loswerden.
Zum Anpfiff des 60. Pokalfinales um 19:15 Uhr im Berliner Olympiastadion zwischen dem 1.FC Bayern München und dem 1.FC Kaiserslautern
(endet 3:1 für den 1.FC Bayern) ist dann schon alles im Keller verstaut und
unser Bully ausgeräumt.
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