1. Regenwanderung 2005

Start: Campingplatz in Blaibach
Ziel: Zeltplatz "Esper" in Roding


Flußbeschreibung des RegenRodingChamStart Campingplatz BlaibachÜbersichtskarte des Regen (Oberpfalz/Bayern)
- Einfach einen Ort von Blaibach bis Roding anklicken -

Tipps zur Vorbereitung

Bei meiner Recherge für die zweite Tour auf dem Regen im Jahr 2008 im WWW habe ich über den Regen allerdings auch wenig erfreuliches gefunden: Was die Wasserqualität des Regen anbelangt, so war es 2007 mit ihr leider nicht zum Besten bestellt, denn bei der letzten Untersuchung vom 13.06.2007 erfüllten zwar die umgebenen Badeseen des Landkreises Cham die bakteriologischen Anforderungen, also keine Leit- und Grenzwertüberschreitungen, aber die bakteriologischen Untersuchungsbefunde aus den Flussbädern am Regen  in Cham, Esper in Roding und in Reichenbach zeigten bei allen Parametern leider Leitwertüberschreitungen. Grenzwertüberschreitungen der Gesamtcoliforme zeigten  sogar die Proben aus den Flussbädern in Cham und Reichenbach. Vom Baden im Regen wird daher abgeraten. Den Untersuchungsbericht kann man unter http://www.landkreis-cham.de/PresseNetz/pressearchiv/07061901.asp nachlesen (so denn der Link noch lebt, sonst einfach von hinten beginnend löschen und erneut probieren). Adresse: Landratsamt Cham, Pressestelle, Rachelstraße 6, 93413 Cham, Postfach 1432, 93404 Cham, Telefon : (09971) 78 - 272 oder 78 - 202 und 203, Telefax: (09971) 78 - 270
E-mail: pressestelle@lra.landkreis-cham.de

 

 

Anreise Berlin - Blaibach

Samstag, Mai 2005

Es herrscht nur wenig Verkehr auf der A9, so kommen wir ganz gut voran. Um 13 Uhr fahre ich auf eine Tankstelle, der Bully braucht Sprit. Da ich Bully nie mit vollem Tank auf einem Campingplatz stehen lasse, tanke ich besser jetzt schon. Anschließend gibt’s das zweite Frühstück. 

Ankunft auf dem Campingplatz Blaibach ist dann gegen 17 Uhr, den Platz (GPS-Koordinaten: N49°09'36.66" E012°48'30.79") kann man nicht verfehlen. Als erstes lockern wir unsere Knochen bei einem kleinen Spaziergang über den Platz auf. Der Regen passiert am Campingplatz eine kleine Steinbarriere oder Wehr, die rechts gut fahrbar ist (siehe 2. Foto). Absolut harmlos.

Ich bezahle den Platz im Voraus: Erwachsene 3,50 € / Kind 2 € / je Boot 1 € / die Duschmarke kostet für 3 min 1 € / PKW pro Tag 1 € / Zelt 1,30 €. 14,80 € werde ich los, da ich Bully hier bis Freitag stehen lasse. 

Campingplatz Blaibach
Unmittelbar nach der Ankunft wird das Zelt aufgebaut

Um 18 Uhr herrschen 21,5°C Lufttemperatur und 12°C Wassertemperatur des Regen, jetzt wissen wir beide endlich, warum uns so warm ist, während wir das Zelt aufbauen und einrichten, obwohl das normalerweise nicht zu den schweißtreibenden Arbeiten gehört. 

Einen Fernseher gibt es auf dem Platz leider nicht, wo wir den vorletzten Spieltag der Fußballbundesliga verfolgen könnten und so werden wir uns die Spielergebnisse nachher um kurz vor 20 Uhr von meiner Frau durchsagen lassen. Hertha spielt heute bei Gladbach und muss gewinnen, wenn sie noch ihre kleine Chance auf die Teilnahme an der Champions League wahren wollen. Um 20 Uhr wissen wir dann Bescheid: Hertha spielt nur Unentschieden, Schalke und Stuttgart, die vor Hertha stehen, verlieren beide ihre Spiele, also Chance mal wieder nicht genutzt. Typisch Hertha! 

Der Campingplatz ist sehr gut besucht, jede Menge Kanuten stehen hier. Nach Pfingsten wird er sich aber bestimmt wieder leeren. 

Adresse & Info

Campingplatz Blaibach, Oberes Dorf 7, 93476 Blaibach, Tel. 09941 4128, Fax 09941 7030, sehr schön unmittelbar am Ufer des Regen gelegen, Rasenplatz, mit sehr guter Sanitäranlage, Aufenthaltsraum, Waschmaschine und Raum für den Abwasch. Vermietet Boote und Zubehör, einfach auf der Website http://www.aquahema.de informieren.   

 

 

1. Etappe: Blaibach - Cham mit 22 Kilometern Paddelstrecke

Pfingstsonntag 2005

Wir legen keine Hektik an den Tag, das Wetter haut eh’ keinen vom Hocker, denn der Himmel hängt voller dunkler Wolken. Kurz vor Neun fahre ich in den Ort und suche den Bäcker. Einfach in Richtung Kirche halten, dann kann man ihn nicht verfehlen. Beim Bäcker gibt’s hier so herrlich frische Brötchen und warme, riesige bayerische Brezeln. Nicht dieser Schmarn, den sie einem bei uns in Berlin immer andreh’n. So lassen wir uns das Frühstück schmecken. 

Um Elf packen wir dann endlich alles zusammen und um Zwölf legen wir ab. Der Camcorder ist im Unterwassergehäuse auf Arians Dagger geschnallt, so kann Arian seinen Papa beim Paddeln filmen. 

Wehr am Campingplatz Blaibach
Das kleine Wehr am Campingplatz in Blaibach

Vor dem Campingplatz will ja gleich das kleine Wehr (Foto oben, die Steinbarriere) gefahren werden, aber vorher drehe ich mit Arian eine kurze Aufwärmrunde. Er hat ja zwei Jahre nicht mehr im Boot gesessen. Aber endlich geht’s los und ab durch das Wehr. Sehr schön, aber beim Kajak muss die Decke geschlossen sein, sonst säuft er ab! Dann die erste Brücke das zweite Joch von rechts bittschön und an der nächsten Brücke in der Mitte durch fahren. Teilweise ist der Regen hier so flach, dass ich mit meinem schwer beladenen Clipper munter über die Kiesel hopse. Leider ist das Wetter heute nicht das Beste, inzwischen hat es ein wenig angefangen zu regnen. Zwar nur ein bisschen und immer unterbrochen von kurzen Regenpausen und auch gerade soviel, das man nicht nass wird, aber es nieselt. Meine Gore-Tex-Jacke bleibt trotzdem im Sack. 

kurz vor dem Wehr Chamerau
Wir erreichen Chamerau

Chamerau haben wir um 13:50 Uhr erreicht. Hier müssen wir mit dem Bootswagen etwa 250 Meter über Straße und Bürgersteige hinweg. Keine Rampe um die Boote aus dem Wasser zu holen, das Einsetzen geschieht mal eben ganz locker von der Wiesenkante aus. Wenigstens ist die Straße glatt und der Bürgersteig nur angedeutet, so dass man mit dem Bootswagen drüber kommt. Die Bootsgasse in der Mitte des Wehres soll bei gutem Wasserstand fahrbar sein. Wie wär's denn mit einem Hinweisschild und Pegelanzeiger? Wir haben die Bootsgasse (man kann hier unter umständen in der Fischtreppe treideln) als solche nicht erkannt und als wir sie sahen, hatten wir die Boote schon aus dem Wasser geholt.


Ergänzung aus dem Jahr 2008: Die folgenden 3 Aufnahmen wurden im Juli 2008 gemacht, jetzt ist das Wehr in Chamerau (GPS-Koordinaten N49°11'53.79" E012°44'39.97") vorbildlich umgebaut und auch für beladene Boote sehr gut fahrbar.


Wehr in Chamerau mit Floßgasse (Bild vom Juli 2008)


Blick von der Straßenbrücke auf das Wehr in Chamerau mit Floßgasse (Bild vom Juli 2008)


Floßgasse des Wehr Chamerau (Bild vom Juli 2008)


Kanuten haben in Deutschland keine Lobby, das sieht man überall sehr deutlich, leider auch am Beispiel Regen! Hauptsache sie lassen ihr Geld da. Ich nicht, ich hol’ welches! Auf dem Weg mit dem Clipper zur Einsetzstelle hole ich vom Bankautomaten noch kurz 50 € ab.

Nachdem wir den Transport per Bootswagen erledigt haben, vergreifen wir uns an den Brezeln und weiter geht’s auf dem Regen ... 

Das nächste Wehr (Cham-Altenstadt) erwartet uns kurz vor der Einmündung der Chambs. Die Aussetzstelle rechts ist blockiert, da hier gebaut wird. Daher komme ich auf die glorreiche Idee, die Boote auf der linken Seite des Wehres zu treideln, da ich keine Lust verspüre, den Clipper auszuladen und das Material die steile Uferböschung hoch zu wuchten. Das Ufer am gekennzeichneten linken Ausstieg ist leider ähnlich steil und mit ordentlichen Klamotten gepflastert, da bricht man sich ja die Haxen beim Gepäck schleppen!

Mit dem Dagger Vesper klappt das Treideln auch noch halbwegs, aber mein Clipper bleibt an den Steinen hängen, legt sich sofort quer und läuft eins, zwei, fix voll. Alles ist zum Glück festgezurrt und nichts schwimmt davon. Wohl oder Übel muss ich mich ausziehen und in den Fluss steigen. Zwölf Grad Celsius! Kein Thema! Nach und nach binde ich alles ab und schaffe es mit Arian an Land, wo er mir die Sachen abnimmt. Jetzt muss nur noch der Clipper gehoben werden, durch den munter der Regen fliest. Eine Zargesbox hat sich im Boot verklemmt, da der Boden durch den Wasserdruck eingedrückt ist. Ich schaffe es doch tatsächlich, den vollen Clipper gegen die Strömung umzudrehen, wodurch er langsam leer läuft. Auf der Stromabgewandten Seite ist der Fluss zu tief, dort kann ich nicht mehr stehen. Außerdem würde mich hier das Boot nach der Hebung überfahren. Die 12°C Wassertemperatur spüre ich durch die schwere Arbeit übrigens kein bisschen. Das leere Boot hebe ich danach an Land und betrachte den Schaden. Der Boden ist im Bereich der Sandwich-Einlage eingedrückt und an der Seite hat er zwei tiefe Schrammen bis ins Gewebe abbekommen. Einen Moment dachte ich schon, wie ich den Clipper derart im Wehr verkeilt liegen sah, dass er verloren ist. Aber so ist das alles kein Thema und das Boot ist ja nahezu "unkaputtbar".

Wehr Cham-Altenstadt

Kurz darauf, gegen 18 Uhr erreichen wir den Zeltplatz des Kanuclubs Graf Luckner (GPS-Koordinaten: N49°13'19.08" E012°40'36.89"). Der Platz liegt nur etwa 500 Meter hinter dem Wehr und der Einmündung der Chambs auf dem rechten Ufer. Wieder alles Gepäck ausladen, Zelt aufstellen und die Wassereinbrüche begutachten. Nichts schlimmes passiert. In die Säcke mit den Schlafsachen ist kaum Feuchtigkeit eingedrungen, lediglich die Kopfkissen (Da staunt ihr was? Aber auch "harte Kerle wie wir" betten ihr Haupt des Nachts gern weich!) sind oben ein wenig feucht geworden. Den einzigen Wassereinbruch haben wir in der Küchenkiste zu beklagen, da sie über keine Deckeldichtung verfügt. Die Rolle Haushaltspapier und auch der letzte Rest der Rolle Alufolie sind reif für den Müll. Also alles halb so schlimm und den Clipper werde ich mal wieder ausbessern müssen. Selbst mein alter grüner Schwamm, den ich immer im Clipper habe, wurde nicht fortgespült. Allerdings ist in die nur halbvollen Packsäcke mit unseren Jacken, Schuhen und Zeitschriften etwas Wasser eingedrungen, da sie nicht fest genug verschlossen waren. Also auch nur halbvolle - oder gerade deshalb - Säcke sollte man unbedingt fest verschließen. 

Zum Abendessen kocht uns Arian eine der zahlreichen Tütensuppen, die wir mitgenommen haben. Im Hinblick auf unsere Islandtour will ich diverse Tütensuppen testen. Sind ja sehr leicht und bei der wahrscheinlichen Kälte sicher hoch willkommen. 

Den Platz bezahle ich für zwei Tage (kosta quanta 13,80 € für Zelt, Boot und Mannschaft) und hole noch eine Apfelschorle (1,30 €) für Arian und für mich ein Bier (1,60 €). Jetzt ist es schon 20 Uhr und wir werden mal Regina von unserem Überleben unterrichten. Auf die große Wäsche ist von uns Beiden heute keiner mehr scharf – ich habe mein Bad ja schon hinter mir – und nachdem wir alles verstaut und mit dem Stahlseil angeschlossen haben, verschwinden wir im Zelt. 

Ganz nebenbei musste ich feststellen, dass ich das Epoxydharz für Reparaturen am Clipper nicht dabei habe, um den Schaden sofort zu beheben. Daher, und wegen der miesen Wetterlage, werden wir die Tour wohl nur bis nach Roding und nicht wie geplant bis nach Nittenau fahren. 

Arian liest noch sein Buch "Erik der Rote" und ich schreibe am Tagesbericht, bis ich in der hereinbrechenden Dunkelheit nichts mehr auf dem Display des hp 200LX erkennen kann. 

Der Zeltplatz des KC Graf Luckner liegt unmittelbar am rechten Ufer des Regen (kurz hinter der Einmündung der Chambs) und besteht aus einer sehr ebenen Rasenfläche. Allerdings ist er nicht gerade üppig mit Sanitäreinrichtungen gesegnet. Für alle steht nur eine Toilette nebst Urinal, ein Handwaschbecken und eine Dusche zur Verfügung. Die Dusche verlangt hier keine Münzen und alles ist auch in einem guten Zustand. Der Namenspatron Marschall Graf Luckner kämpfte an der Seite Napoleons und ihm wurde die französische Nationalhymne gewidmet. Zur Zeit der französischen Revolution verlor er dann jedoch seinen Kopf. Alles auf der Homepage des KC Cham "Graf Luckner" unter www.kc-cham.de nachzulesen. Vielen Dank für diese Information an die 1. Vorsitzende des Vereins.

Zeltplatz des KC Graf Luckner bei Cham-Altenstadt
Zeltplatz des KC Graf Luckner am rechten Ufer kurz hinter der Einmündung der Chambs

 

Cham & Graf Luckner

Pfingstmontag 2005 

Blauer Himmel, Sonnenschein und leichter Nebel liegen frühmorgens über dem Regen. Allerdings steht unser Sherpas noch im Schatten, so werden wir uns noch bis um Sieben gedulden müssen bis uns die wärmenden Sonnenstrahlen erreichen. Wenn die Sonne dann noch scheint und es nicht etwa schon wieder regnet. Es ist mittlerweile 6:46 Uhr und immer noch kalt im Zelt! Ich liege im Schlafsack und überlege fieberhaft, wo wir heute frische Brötchen herbekommen. Dabei muss ich an die frischen Dinger von gestern früh denken, die ofenfrisch und vor allem keine Automatenbrötchen waren. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und mein Magen knurrt leise dazu. 

So, nun bin ich endlich raus aus dem Zelt, habe mich gewaschen, eine heiße Schokolade für Arian und Kaffee für mich gekocht und so langsam macht sich schon wieder die Sonne rar (8:51 Uhr). Trotzdem ist es sehr angenehm, weil auch windstill. Gerade rauscht ein Güterzug auf der nahen Bahnanlage vorbei. Jetzt kommt auch Arian aus dem Zelt und setzt sich zu mir. 

Mangels frischer Brötchen vergreifen wir uns an den Cornflakes und am alten Müsli. Danach klingele ich meinen Großen aus dem Tiefschlaf und bitte ihn, uns im Internet die Bahnerbindung Roding-Blaibach herauszusuchen. Kaum habe ich meinen Kaffee getrunken, ruft er auch schon zurück und gibt mir die Verbindung durch. Um 11:32 Uhr mit der Bahn von Roding nach Cham und um 11:46 Uhr weiter nach Blaibach mit Ankunft um 12:10 Uhr. Diese Verbindung scheint mir die geeignetste zu sein. Arian hat sich inzwischen auch überreden lassen und seine Jacke ausgezogen. Die Sonne scheint nämlich immer noch (10:01 Uhr) und so wird es recht warm! 

Um 11:00 Uhr ist der Platz schon ziemlich leer geräumt, es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann stehen wir alleine auf der Wiese. 

Gerade (12:38 Uhr) hat Arian Suppe gekocht und wir haben uns ein Bewertungsschema für unsere Lebensmittel überlegt. Da die Sonne immer noch scheint, habe ich mich bis auf die Unterhose ausgezogen und neben das Zelt auf die Wiese gelegt. Herrlich, zumal nur ein laues Lüftchen weht. Die Kartons unserer Benzinkocher und -lampe liegen zum Trocknen auf dem Clipper. Sie wurden ein Opfer des gestrigen Wehres. 

Die Lufttemperatur beträgt 21°C und die Wassertemperatur 13,5°C. Gemessen um 13:50 Uhr, außerdem ist es immer noch sonnig und kaum Wind. Mit einem Wort: Kaiserwetter! 

Historisches Biertor in Cham
Historisches Biertor in Cham, rechts liegt das Wehr Grabenmühle

Seit zwei Stunden laufen wir jetzt schon durch Cham und haben ganz nebenbei die nächste Wehranlage Cham-Grabenmühle nebst historischem Biertor inspiziert. Auf dem Foto oben liegt die Wehranlage rechts außerhalb des Bildes.

Nun (16:28 Uhr) sitzen wir nach ausgedehntem Stadtbummel in D'Wasser Wirtschaft (bei Hochwasser geschlossen, GPS-Koordinaten N49°13'2.76" E012°40'10.75") wo es Ess'n & Dringa gibt und haben eine zünftige Brotzeit geordert (nächstes Bild). Oa halbe Maß (Edelstoff von Augustiner) und oa Cola stehen schon griffbereit, der Rest kommt gleich. Plötzlich entdeckt Arian auf einem Nachbartisch Schweinsbrat'n mit Knedl und will noch schnell unsere Order ändern, aber zu spät, unsere Brotzeit kommt schon. Macht nix, was da angerollt kommt kann sich wahrlich sehen lassen! 

D' Wasser Wirtschaft in Cham
Arian bei der Brotzeit in D'Wasser Wirtschaft

Ich bin kurz vor dem Platz'n und Arian bestellt sich noch oa Apfelkücherl zum Nachtisch. Wo schaufelt der nur alles hin? Wohl bekommt’s! 

Gegen 18 Uhr hab’ ich meinen Bauch dann wieder auf den Zeltplatz geschleppt. Arian schnappt sich einen Pappkarton mit Brennholz fürs Lagerfeuer und ich mir Wäsche, da mir kalt wird. Der Himmel ist jetzt zugezogen, für Heute habe ich auch genug von der Sonne. Mein Rücken hat wohl zu viel des Guten abbekommen, als ich vormittags hier im Gras lag. Mein Gesicht sieht auch wieder wie eine Tomate aus, wie Arian grinsend meint. 

Arian tobt sich am Holz aus, er hat sich Säge und Beil aus der Küchenkiste geholt. Drei Männer stehen neben ihren Kanus und schauen Arian bei der Arbeit zu. Ich gebe Arian ein Stück Esbit und Feuerzeug zum Anzünden und plötzlich ist das Esbit weg und trotz intensiver Suche nicht mehr auffindbar. Ein neues gibt’s gemeiner Weise auch nicht und so macht er das Feuer eben ohne an. Geht ja auch. Mit dem Feuer kommt auch der Regen (von oben). Merkwürdig, eigentlich ist noch gar keine richtige Wolke da, aber es regnet trotzdem. Nicht so, dass man sofort pitschnass wird, aber es regnet. Gestern hat es auch fast während der gesamten Tour sehr wohldosiert geregnet, aber immer auch nur soviel, dass man gerade nicht nass wurde. 

 

 

2. Etappe: Cham - Roding mit 22 Kilometern Paddelstrecke

Dienstag, Mai 2005

In der Nacht hat es ausgiebig, nur von kurzen Pausen unterbrochen, geregnet. Als ich dann um 8:30 Uhr wach werde, liegt Arian neben mir und liest in seinem Buch "Erik der Rote". Ich gehe duschen und mache dann den Abwasch, der schon seit gestern auf mich wartet. Arian übersieht so etwas ganz gerne und letztlich bleibt es immer bei Papa hängen. 

Arian hat gestern zugesagt, heute für frische Brötchen zu sorgen. Inzwischen sind Kaffee und Früchtetee fertig (10:53 Uhr). 

Um 13:40 Uhr legen wir ab. Heute fährt der Camcorder bei mir mit, nur die Aussicht von meiner Kleidertonne aus ist nicht so gut wie die vom Vorschiff des Dagger Vesper. Der Camcorder steckt in einem Unterwassergehäuse und wird mittels Gummibändern auf dem Vorschiff fixiert. So liefert er hervorragende Videoaufnahmen unserer Tour. Das Wehr Cham-Grabenmühle ist schon nach etwa 15 Minuten erreicht. Hier sieht man wieder wie man ein eigentlich fahrbares Wehr durch Inkompetenz und Dummheit unfahrbar machen kann. Also umtragen, die Treppen sind – wie sollte es auch anders sein – gewohnt steil, ohne Ausladen käme hier wohl nur noch Arnold mit dem Kahn hoch. Da ich nicht Arnold bin, schleppe ich also. Oben auf der Straße heißt es vorsichtig sein mit dem Bootswagen, die Straße ist schmal und Autos fahren hier auch. An der Einsetzstelle die ganze Prozedur noch einmal, auch hier wollen die obligatorischen steilen Treppen mit dem Boot ohne Gepäck gemeistert werden. Der schlechte Zustand des Wehres ist auf dem folgenden Bild nicht ohne weiteres zu erkennen, aber die Floßgasse ist verfallen und am Eingang verbaut. Angeblich wurde das Wehr im folgenden Sommer 2005 durch eine Bootsrutsche fahrbar gemacht, wie ich im Internet las! Schau'n mer mal ...

Wehr Cham-Grabenmühle
Wehranlage Cham-Grabenmühle im Jahr 2005


Im Jahr 2008 haben wir uns auch den Umbau des Wehr Cham-Grabenmühle angesehen. Oder war das Wehr zu Pfingsten 2005 zwar schon fertig, aber nur noch nicht für Kanuten freigegeben? Hier die Aufnahmen vom Juli 2008:


Wehranlage Cham-Grabenmühle im Juli 2008
Die Floßgasse ist jetzt durch zwei blaue Stangen markiert


Die Floßgasse (Bildmitte) ist jetzt fahrbar (Bild vom Juli 2008)


Das Wetter hat sich bisher gehalten, es hat heute tatsächlich noch nicht geregnet. Die Sonne lässt sich zwar auch kaum blicken, aber zum Paddeln ist es trotzdem recht angenehm. 

Gegen 16:20 Uhr machen wir am Rastplatz (GPS-Koordinaten: N49°12'58.29" E012°34'45.44") Untertraubenbach eine kurze Pause. Hier steht ein Beobachtungsturm, von dem man sicher einen guten Ausblick über die Regentalauen hat. Außerdem steht hier auch die verwahrloste Hütte eines Anglervereins, die bei schlechtem Wetter wohl als Schutzhütte dienen soll, aber in der Regel wohl eher als "Notunterdurft" missbraucht wird. Wir meiden die Hütte, rasten lieber auf der Wiese und genießen die warmen Sonnenstrahlen. 

Der Regen hat auf unserer zweiten Tagestour seit Cham an Geschwindigkeit zugelegt. Die Strömungsgeschwindigkeit liegt jetzt etwa zwischen 5 und 9 km/h, wie ich mit dem GPS messe. Allerdings hat das Wasser durch die Regenfälle auch an Farbe zugelegt. Es ist jetzt eine recht trübe braune Brühe. Das Schutzgebiet Regentalauen reicht von Cham bis Pösing, allerdings sehe ich hier eigentlich kaum einen Unterschied in der Landschaftsform zu den vorangegangenen Flussabschnitten. Lediglich der Verkehr hat sich zurück gezogen, die Straßen und Bahnlinien verlaufen jetzt nicht mehr so nah am Flussufer entlang. Auf dieser Flussstrecke ist das Anlanden verboten, man sollte möglichst Ruhe bewahren und in der Flussmitte fahren.

Regentour 2005
Unterwegs in den Regentalauen

Kurz nach 18:30 Uhr erreichen wir den Zeltplatz Esper in Roding (GPS-Koordinaten: N49°11'55.26" E012°30'46.95"). Esper ist ein großes öffentliches Wiesengelände mit festen Feuerstellen und liegt noch vor dem Wehr Roding. Bei der Anmeldung (Zeiten 9-10:30 Uhr und 17-19:30 Uhr) erhält man den Schlüssel für die Sanitäranlagen. Für Arian und mich habe ich für eine Übernachtung 4,50 € bezahlt. Danach wird alles aufgebaut und hergerichtet. Heute ist Suppentag! Ich setze Wasser auf, dann werden die Suppen ausgewählt. Jeder genehmigt sich drei Suppen, die anschließend bewertet werden. Das macht auch satt. Ich teste das Sanitärhaus und als ich wieder am Zelt bin, wird es auch schon langsam dunkel. Bis der Standplatz richtig hergerichtet ist vergeht immer geraume Zeit, weshalb ich die Planung mit dem Ruhetag zwischen zwei Paddeletappen sehr vernünftig finde. Außerdem kann man bei der Gelegenheit die Orte und nähere Umgebung in Augenschein nehmen.

 

Roding

Mittwoch, Mai 2005

Diese Nacht hat es nicht geregnet. Da haben die beiden Typen aber Schwein gehabt, die lediglich mit einer Kiste Bier bewaffnet am Lagerfeuer etwa 100 Meter von uns entfernt im Freien geschlafen haben. Ansonsten haben wir hier eine recht ruhige Nacht verbracht, auch ungebetene nächtliche Besucher haben uns zum Glück verschont. Wohlgemerkt: Dieser Zeltplatz ist ein öffentlicher Park und für jeden frei zugänglich! 

Ich bin jetzt fertig geduscht und habe mich anschließend noch ein wenig in den Schlafsack verzogen und am Bericht getippt. Jetzt (8:33 Uhr) geht es aber los, heute werde ich mal für frische Brötchen sorgen. Stopp, los geht’s noch lange nicht, denn das Wetter und vor allem Arian haben ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. Es regnet nämlich inzwischen richtig und Arian will daher lieber im Schlafsack bleiben. Ok, also stehe ich allein auf und baue im strömenden Regen das Moonshadow auf. Der Himmel sieht ja nicht gerade so aus, als ob es bald wieder aufhört zu regnen. Anschließend hole ich frische Semmeln und Brezeln aus dem Ort.

Arian liegt nach meiner Rückkehr immer noch im Zelt, was soll man bei diesem Sauwetter eigentlich auch anderes machen? So setze ich mich unter das Moonshadow ins Trockene und frühstücke allein. 

Um 9:40 Uhr erscheint der Platzwart und fährt mich zum Bahnhof Roding in Oberdorf, das noch zu Roding gehört. Es sind immerhin über drei Kilometer von Esper aus bis zum Bahnhof, das finde ich, zumal bei diesem Sauwetter, außerordentlich nett. 

Am Bahnhof löse ich am Automaten für 4,20 € die Fahrkarte nach Blaibach. Abfahrt ist um 10:31 Uhr von Gleis 3, nun heißt es nur noch 30 Minuten warten. Ich nehme also einen Zug früher, als geplant. 

Der Zug ist pünktlich und ich in Nullkommanix in Cham. Allerdings gibt es hier keinen Anschlusszug nach Blaibach, so dass ich jetzt bis um 11:46 Uhr Zeit habe. Ich rufe Arian an und teile ihm das mit. Schade, so ist der Zeitgewinn durch Warten leider wieder dahin. Selbstredend, dass es in Cham natürlich auch regnet, ich also auf dem Bahnhof festgenagelt bin. So vertreibe ich mir die Zeit mit einem Becher Kaffee, einem Stück Kuchen und Milieustudium. 

Der Zug fährt pünktlich ab und so bin ich fahrplanmäßig um 12:20 Uhr in Blaibach. Vom Bahnhof zum Campingplatz sind es ja nur ein paar Minuten Fußmarsch. Bully steht auch noch da und so steuere ich zuerst die nächste Tankstelle an. Bei meiner Rückkehr ist Arian gerade mit Kaffeekochen beschäftigt. Paddler dürfen den Park Esper mit ihrem PKW befahren, um ihr Material einzuladen. Bevor wir alles zusammen packen, setzen wir uns aber noch in den Bus und quatschen ein wenig. 

Zeltplatz "Esper" in Roding

Vor der Heimfahrt besichtigen wir aber noch die nahe Wehranlage Piehlmühle in Roding mit der Floßgasse (GPS-Koordinaten N49°11'45.63" E012°30'39.39"). Dieses Wehr ist in der Flossgasse fahrbar, bei diesem Wasserstand flutscht man sicherlich nur so durch die Gasse. Gerade, als wir wieder zum Bus zurück laufen wollen, erreicht eine Gruppe Kanuten die Wehranlage. Prima, da können wir ja gleich mal sehen, wie es mit der Floßgasse klappt. 

Aber um Himmelswillen, was macht denn der Opa mit seiner Enkelin im Kanu? Der Mann steuert schnurstracks das Wehr und nicht die daneben liegende Floßgasse an! Ich brülle noch „Nicht das Wehr links, sondern rechts durch die Gasse fahren!“ und er kriegt zwei Meter vor dem Abfall noch die Kurve. Es ist zwar nicht sehr hoch, aber hinter dem Abfall hat sich eine kleine Walze gebildet. Da das Kanu mit Sicherheit an der Kante hängen bleibt, wird es einen Sturz geben. Dann schwimmen Opa und Enkelin im Waschgang. OK der Opa, aber übersteht das auch das etwa 12jährige Mädchen ohne einzulaufen? Opa hält bei mir am Ufer und erklärt mir, dass er sich nicht durch die Gasse traut, da ihm da zu viel Wasser durchfließt. Das ist TOLL! Schließlich entscheidet er sich, das Boot über die Steinbarriere zu hieven, was ihm auch prompt alle Anderen nachmachen. Etwas mühsam, aber so geht's natürlich auch. Arian hat die ganze Zeit mit dem Camcorder gelauert, wird so aber um seine Actionaufnahme gebracht. 

Wehr Roding
Das Wehr Piehlmühle in Roding ist für Kanuten durch die Flossgasse sehr gut fahrbar

Am späten Abend treffen wir dann wieder in Berlin ein.

 

Flussbeschreibung 

Der Regen hat seinen Ursprung im Grenzgebiet zur Tschechischen Republik. Hier vereinen sich der Weiße Regen und der Schwarze Regen nahe dem Blaibacher See zum Regen. Der Schwarze Regen entsteht in Zwiesel durch den Zusammenfluss von Kleinem und Großem Regen. Der Weiße Regen entspringt dem Kleinen Arbersee.

Der Regen bietet auch für weniger geübte Kanuten und für Familien mit Kindern keine nennenswerten Schwierigkeiten. Er ist auf diesem Abschnitt ein Wanderfluss, der ruhig und gemütlich zu durchfahren ist. Durch einzelne kleine Schwalle und Felsen im Fluss bietet er genügend Abwechslung. Fährt man mit leeren Booten, stellen auch die Wehranlagen kein allzu großes Hindernis dar. Mit beladenen Booten ist es allerdings oftmals sehr mühsam, da Ein- und Ausstiege zwar gut beschildert sind, man aber schwere Boote nicht ohne erheblichen Kraftakt aus dem Wasser bekommt. 

Die klassische Bootswanderstrecke vom Blaibacher See bis zur Donau/Regensburg teilt man sich sinnvoller Weise in folgende 5 Etappen auf:

1. Etappe: Blaibach - Cham mit 22 Kilometern Paddelstrecke

Campingplatz Blaibach, Oberes Dorf 7, 93476 Blaibach, Tel. 09941 4128, Fax 09941 7030, sehr schön unmittelbar am Ufer des Regen gelegen, Rasenplatz, mit sehr guter Sanitäranlage, Aufenthaltsraum, Waschmaschine und Raum für den Abwasch. Vermietet Boote und Zubehör, einfach auf der Website http://www.aquahema.de informieren.

2. Etappe: Cham - Roding mit 22 Kilometern Paddelstrecke

Hier bitte die Verhaltensregeln für die Durchfahrt der Regentalaue (Einschränkungen in der Regel bis zum 21. Juni) beachten. Der öffentliche Zeltplatz "Esper" am linken Ufer, wenige hundert Meter vor der Brücke gelegen, ist gut zugänglich und eignet sich als Übernachtungsmöglichkeit. Bei der Anmeldung (Öffnungszeiten von 9:00-10:30 Uhr und 17:00-19:30 Uhr) erhält man den Schlüssel für die Dusche und Sanitäranlagen. Vater & Sohn zahlen für eine Übernachtung 4,50 € und keine Kaution in Höhe von 75 €, wie fälschlicherweise im Internet geschrieben. Das wäre ja auch der Hammer, denn wer paddelt schon mit den Taschen voller Geld. Ich zumindest nicht. Von hieraus ist es nur ein kurzer Fußmarsch in den Ort.

Im Jahre 2008 haben wir dann die restlichen Etappen unter den Kiel genommen:

3. Etappe: Roding - Nittenau mit 23 Kilometern Paddelstrecke

4. Etappe: Nittenau - Ramspau mit 20 Kilometern Paddelstrecke

Das Regental erstreckt sich auf einer Länge von ungefähr 20 km zwischen Nittenau und Ramspau.

5. Etappe: Ramspau - Regensburg mit 21 Kilometern Paddelstrecke

Weitere Informationen über Kanutouren auf dem Regen findet man im Internet. Hier findet man auch Flussbeschreibungen mit Kilometerangaben, allerdings überwiegend von 1999 und mit allerlei leeren Versprechungen, was sich am Regen so alles - insbesondere, was die Fahrbarkeit einiger Wehranlagen betrifft - bessern soll. Sehr interessant, da wir nach dieser Tour somit feststellen konnten, dass sich seither noch nichts gebessert hat! Hätte mich aber auch sehr gewundert.

 

 

Bus-/Bahn-Verbindungen für den Rücktransport

Die aktuellen Verbindungen suchen sie sich am Besten im Internet unter http://reiseauskunft.bahn.de heraus. Ich habe für unsere Tour folgende Verbindungen herausgesucht: 

Roding - Blaibach

Zum Beispiel: Abfahrt Roding um 11:32 Uhr, umsteigen und Weiterfahrt ab Cham um 11:46 Uhr mit Ankunft in Blaibach um 12:10 Uhr.

 

 

GPS-Einstellungen

Map Datum: WGS 84

 

 

Spruch des Tages:

Wenn es nicht wurde wie es sollte, dann sollte es eben so werden wie es wurde. 

 

 

Tipp des Tages: 

Bestes Curry außerhalb Indiens gibt's bei www.altes-rentamt.de

 

 

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