Vor der Abfahrt stärken wir uns noch mit Pizza frisch aus dem Ofen. Regina hat wohl Angst, dass ihre Männer unterwegs nicht mehr genug zu essen bekommen. Dabei haben wir weder Proviant noch Kosten gescheut und eingekauft, dass es auch gut und gerne für zwei Wochen reichen würde.
Unser Bully ist auch noch nicht fertig gepackt und so laden wir nach dem Essen unser restliches Material ein, wodurch sich unsere Startzeit auf 15.30 Uhr verschiebt. Von Stau zu Stau kämpfen wir uns quer durch die Stadt zum Bootshaus nach Tegelort durch, denn der Clipper muss ja auch noch mit.
Über Spandau verlassen wir Berlin, hier herrscht nur wenig Verkehr, dafür regnet es ausgiebig. Wir erreichen ohne Zwischenfälle den Kanuclub in der Stadt Brandenburg (GPS N52°24.316' E012°32.412'), wo wir die Boote zu Wasser lassen. Das Auto können wir hier - gegen eine Spende von 5 DM in die Vereinskasse - stehen lassen und so legen wir um kurz nach 19 Uhr in Richtung Breitlingsee ab.
1. Lager an der Einmündung der Havel in den Breitlingsee
Der Regen hat inzwischen zum Glück aufgehört und wir paddeln bis zur Einmündung der Havel in den Breitlingsee. Hier schlagen wir neben der Havelmündung am Breitlingsee unser erstes Lager (GPS N52°23.284' E012°29.425') in der hereinbrechenden Dunkelheit auf, da an der Kanincheninsel, unserem ursprünglichen Ziel, sehr viele Boote liegen und hier eine Feuerstelle und Baumstämme als Sitzgelegenheiten sind. Über den See bläst ein heftiger Wind, hoffentlich legt er sich morgen. Wir haben unser kleines Zelt, das "Sherpas Dome Plus" mitgenommen. Ich finde es für die paar Tage ausreichend und überdies gemütlicher zu dritt. Sascha kümmert sich sofort um die Inneneinrichtung des Zeltes, wobei ihm ein Riss in der Außenplane unseres Zeltes auffällt. Den Riss flicken wir sofort mit Spinnaker-Tape. In Berlin werde ich die Stelle aber besser mit einem Flicken zunähen und abdichten, sonst reisst uns irgendwann die Außenplane noch weiter ein.
Arian und ich kümmern ums danach ums Essen. Arian hat sich Ravioli gewünscht, also Kocher auftanken und los geht's. Die Ravioli essen wir gleich aus dem Kochtopf, das spart später einiges an Abwasch, auf den sowieso nie jemand scharf ist. Trotz Esbit-Tablette wird es nix mit dem Feuer, das Holz ist nass und der Wind viel zu stark.
Arian und Sascha beladen den Dagger
Die erste Nacht im Zelt schlafe ich immer etwas unruhig, ich muss mich immer erst an die veränderte Umgebung gewöhnen. Trotzdem halten wir es bis um halb Neun im Zelt aus. Danach wird in der Sonne gefrühstückt. Dann wird unser Lager abgebaut und ich wechsle bei dieser Gelegenheit ein Segment in einer Zeltstange, die wir uns irgendwann einmal beim Zelten verbogen haben. Da ich zwei Segmente als Ersatz dabei habe und der Wechsel bei diesem Gestänge sehr einfach ist, bin ich schon nach knapp 5 Minuten fertig.
Allerdings hat der Wind nicht nachgelassen, sondern bläst mit unverminderter Stärke über den See. Überflüssig zu erwähnen, dass er genau daher kommt, wo wir hin wollen.
Auf dem Plauer See
So kämpfen wir uns über den See gegen den Wind vorwärts. Dazu hat uns Sascha mit seinem Kajak ins Schlepptau genommen. Arian hält die Leine fest und ist vorne im Clipper untergetaucht, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Unterwegs erwischt uns auch noch ein Schauer, aber wenige Minuten später haben wir auch schon wieder Sonnenschein. Im Windschatten der ersten Insel (Buhnenwerder) verschnaufen wir erst mal und lassen uns in der Sonne trocknen. Nachdem wir wieder Kraft geschöpft haben, überqueren wir den Plauer See in Richtung Nordwesten.
Auf dem Campingplatz Margaretenhof entsorgen wir unseren Müll trotz meckerndem Platzwart. Weiter geht es über den Plauer See zum Ausfluss der Havel, wo wir kurz vor 14 Uhr eine kleine Mahlzeit zu uns nehmen.
Auf dem Plauer See
Ab hier stört auch der Wind nicht mehr und so können wir bei angenehmem Wetter unsere Tour fortsetzen. Am linken Ufer entdecken wir einen schönen Lagerplatz den man mit dem Auto erreichen kann. Seine Position speichere ich unter GPS N52°26.674' E012°25.332' ab. Wer weis, vielleicht suchen wir mal einen Platz um eine Fete zu feiern. Auch die Sonne wagt sich wieder hervor, nachdem es kurz nach dem Picknick plötzlich heftig regnete.
Die Ufer sind hier so nah bei Brandenburg doch sehr stark bebaut und es findet sich so leicht kein schönes Plätzchen. So vergeht die Zeit und ich verliere ein wenig das Gefühl für Zeit und Raum und wir landen schließlich im Pritzerber See, wo uns eine schöne Stelle (GPS N52°29.544' E012°28.207') zum Bleiben einlädt. Der Wind hat sich mittlerweile auch schon schlafen gelegt und wir richten uns häuslich ein.
Unser Lager am Pritzerber See
Es ist Freitag früh und die Sonne treibt uns aus dem Zelt. Wir haben bis 8:30 Uhr geschlafen, jetzt sind wir aber alle munter. Ich wasche mich ausgiebig im See, das Wasser ist aber für ein richtiges Bad um diese Jahreszeit doch lausig kalt. Sascha wäscht sich wie jeden Morgen die Haare. Der Wind weht nur sehr schwach und in der Sonne ist es mollig warm. Beim Anziehen fehlt mir wieder mal ein Knopf am Gotscha-Hemd, also nähe ich mir einen neuen an. Die Dinger werden in der Waschmaschine mürbe und zerbröseln dann bei Gebrauch. Und das bei einem derart teuren Hemd! Irgendwann habe ich auf diese Weise alle Knöpfe am Hemd ersetzt. Danach bereiten wir in aller Ruhe unser Frühstück vor.
Arian hat seinen Fußball mitgenommen, da kann er mit Sascha ein wenig spielen. Ansonsten widmet er sich voll und ganz seiner Daddelmaschine. Jede Menge Ersatzakkus hat er auch noch für den Gameboy eingepackt, das würde glatt für die nächsten Wochen reichen. Sascha muss etwas für die Schule tun, er hat sich ein Buch mitgenommen und lernt.
Morgentoilette am Pritzerber See
Gegen Mittag erscheint eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter, so hat Arian eine Spielkameradin. Ich mache für uns alle Eierkuchen, Arian futtert die Kekse des Mädchens, wir revanchieren uns mit Eierkuchen und Apfelmus. So teilen die beiden sich einen Eierkuchen und den Rest essen Sascha und ich.
Gegen Nachmittag mache ich mich auf den Weg Brennholz für unser heutiges Lagerfeuer zu suchen. Hier gibt es leider nicht sehr viel, so wird's wohl nur ein Feuerchen werden. Na, hoffentlich reicht's auch für die Stockbrote und Würste. Das Holz sägen wir klein und legen es vorsichtshalber unter den Clipper.
Papa, Frühstück!
Das Wetter ist den ganzen Tag über sehr angenehm und der Wind hält sich auch noch zurück. Gegen Abend tauchen ein paar Angler auf, die nebenan ein Zelt aufschlagen und ihre Angeln auswerfen. Am Lagerfeuer grillen wir dann unsere Würste im Brotteig. Arian dauert das alles viel zu lange, er hat Hunger und vergreift sich an den übrig gebliebenen Würsten. Satt und müde verzieht er sich ins Zelt. Ich versuche ihn noch ein wenig aufzumuntern, indem wir einen Leuchtstab aktivieren, aber er ist so groggy, dass er sofort einschläft. Sascha und ich löschen nach dem Essen das Lagerfeuer und räumen alle Sachen zusammen. Dann verschwinden auch wir im Zelt.
Am nächsten Morgen sieht das Wetter schon gar nicht mehr so freundlich aus. Der Himmel ist wieder bedeckt und auch der Wind ist zurückgekehrt. Ich hatte gestern schon nachgesehen, ob man mit dem Auto bis an unser Lager heranfahren kann, aber das verhindern zwei tiefe Schlammlöcher, da würde ich unweigerlich drin stecken bleiben. So packen wir nach dem Frühstück alles zusammen und paddeln zu einem Bootshaus gegenüber am anderen Ufer. Hier können wir unser Auto aufs Gelände fahren und beladen. Die Leute sind sehr freundlich und so mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof von Pritzerbe. Der Bahnhof ist nicht weit entfernt und die Regionalzüge fahren zwischen Rathenow, Pritzerbe und Brandenburg stündlich. Pritzerbe wurde im Jahre 2002 mit weiteren Nachbarorten zum Städtchen Havelsee zusammen geschlossen.
Vom Bahnhof der Stadt Brandenburg aus habe ich es nicht weit bis zum Kanuclub, wo mein Fahrzeug steht und so bin ich schon nach knapp 45 Minuten wieder in Pritzerbe bei meinen Männern.
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